Kyrill-Schäden am Wehr beseitigt

Bericht der Bünder Zeitung (ak) am 12.10.2007

Gerhard Puls wischt sich den Schweiß von der Stirn. Gemeinsam mit seinem Kollegen Thomas Garcia wuchtete er gerade eine neue, schwere elektrische Winde auf das Wehr an der Elsemühle in Spradow.

Seit zwei Tagen sind die beiden Monteure von einer Bielefelder Wasserbaufirma im Einsatz. Zunächst entfernten sie die beschädigten Teile. Eine von zwei großen Stautafeln musste komplett ersetzt werden. »Alles per Hand, einen Kran können wir hier nicht einsetzen«, erzählt Gerhard Puls. Wenn nichts Unvorhergesehenes mehr dazwischen kommt, wird bis Freitagabend noch weiter gehämmert, gefräst und geschweißt. Danach soll das Wehr wieder voll funktionsfähig sein.
Mitte Januar hinterließ der Orkan Kyrill schwere Schäden an dem Bauwerk (die BÜNDER ZEITUNG berichte). Zeitweise konnte das Wasser nicht mehr gestaut werden und floss ab. In der Else sank der Wasserspiegel rapide, doch der Bünder Angelsportverein verhinderte Schlimmeres. Auf seine Initiative hin wurde das Leck mit Sandsäcken abgedichtet..

(Bünder Zeitung Westfalenblatt, Freitag 12. Oktober 2007)

Kinder entdecken die Natur

Schulvereinsfest Südlengerheide soll für Umweltfragen sensibilisieren

Bildbericht der BZ am 15. September 2007 von Inga Krusch

Alles rund ums Thema „Natur und Umwelt“ konnten die Besucher der Grundschule Südlengerheide jetzt entdecken – denn das war das Motto des Schulvereinsfestes. Fast 300 Besucher tummelten sich am gestrigen Freitag auf dem Schulhof an der Max-Planck-Straße und hatten bei zahlreichen Aktionen jede Menge Spaß.


Grundschule Heide

Pia (7), Nick (8), Jasmin (7), Nele (7) und Michelle (7, von links) erlernten das Bäckerhandwerk mit Vater Rainer Fransen und Lehrerin Monika Schmidts (hinten) und entdeckten dabei viel Neues.

„Wir möchten den Kindern die Natur in ihrem Lebensumfeld näher bringen und sie fürUmweltfragen sensibilisieren“, erklärte Lars Landwehr, Vorsitzender des Fördervereins. Spielerisch wurden die Schüler an verschiedenen Stationen an das Thema herangeführt – und dabei gab es einiges zu entdecken. Vater Rainer Fransen hatte einen Stand mit dem Thema „Vom Korn zum Brot“ organisiert, an dem sich vor allem die Schüler der zweiten Klasse als Nachwuchsbäcker versuchten. Viele von ihnen sahen zum ersten Mal, wie Backwaren überhaupt entstehen. »Wir wußten bisher nicht, wie Brot hergestellt wird«, gestanden Nick, Pia, Jasmin und Michelle aus der Klasse 2c, die sichtlichen Spaß am Bäckerhandwerk fanden.

Vor Ort war auch das mobile Umweltlabor aus Osnabrück, das den Schülern Bach- und Bodentiere zur Verfügung stellte, die sie unter einem Mikroskop bestaunen konnten. Spinnen, Regenwürmer oder Libellenlarven, wurden auf diese Weise in vergrößerter Form untersucht. Auch den Tast- und Geruchssinn konnten die Kinder schulen. Außerdem gab es ein Quiz, bei dem das Wissen zum Thema Natur geprüft wurde, und noch zahlreiche andere Attraktionen.

(Bünder Zeitung Westfalenblatt, Samstag 15. September 2007)

Reifen pflügen Rasen um

Tieflader zerstören Teil des grünen Schulhofes in Südlengern / Besserung in Sicht

Bildbericht der NW von Tobias Heyer

„Wir sind ein Opfer des verregneten Dienstags geworden“, entgegnet Michael Höke von der Gemeindeverwaltung Kirchlengern, wenn er auf den zerstörten Rasen auf dem Schulhof der Grundschule Südlengern angesprochen wird.


Rasenschäden durch Tieflader

Mehrere Schulkinder und deren Eltern hatten sich geärgert, dass bei der Anfahrt der Tieflader, die den neuen Pavillon brachten, die Grasnabe auf großen Teilen des Schulhofes zerstört wurde. „Die Lastwagen waren für Dienstagmorgen bestellt, kamen aber erst am Nachmittag, als gerade der Regen einsetzte“, erklärt Höke. Damals waren die Regenfälle so stark, dass einige Lastwagen auf dem aufgeweichten Boden einsackten. „Da waren Zugmaschinen notwendig, um die Sattelschlepper zu befreien“, sagt Höke.

So mussten große Teile des Schulhofes gesperrt werden, damit „sich die Kinder nicht die Füße brechen“, so Michael Höke. Eine Woche lang schrumpfte der Schulhof durch die aufgestellten Absperrgitter stark, ehe gestern die erste Entwarnung gegeben werden konnte. „Wir haben ein Unternehmen beauftragt, das den Boden wieder glatt gezogen hat“, berichtet der Mann aus dem Kirchlengeraner Rathaus.

Dennoch kann jetzt nicht der gesamte Schulhof für die Kinder freigegeben werden. An einigen Stellen haben die Lastwagenreifen so stark gewütet, dass neuer Rasen gesäht werden muss. „Und diese Stellen müssen wir natürlich mit Absperrungen schützen, weil da sonst nie etwas zu wachsen beginnt“, ist sich Höke sicher.

Im Rohbau befindet sich derzeit der Pavillon, der aus mehreren Teilen zusammen gesetzt wurde. „Der wird jetzt noch etwas schöner gemacht, ehe er bezogen werden kann“, erklärt Höke. Auch für diese Arbeiten sind weitere Absperrungen nötig, damit sich Kinder und Bauarbeiten nicht in die Quere kommen. Ende der Woche sollen aber alle Absperrungen bis auf die, die die Rasensaat schützen sollen, abgebaut sein. Dann können die Schulkinder wieder ihren Schulhof so nutzen, wie sie es in Südlengern gewohnt sind.

(Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Donnerstag 30. August 2007)

Else bekommt ein Stück Natur zurück

Mühlenwehr in Südlengern wird repariert
Stadt will Anlage erwerben und plant eine Flussverlegung

Bericht der NW von Dieter Schnase (Text) und Tobias Heyer (Fotos)

Wenn das defekte Mühlenwehr in Südlengern Ende August/Anfang September repariert wird, soll alles unternommen werden, damit die Else nicht leerläuft, wie nach mehreren regenfreien Wochen im letzten Jahr. Seltene Fische, Muscheln und Krebse saßen da wie berichtet fast auf dem Trockenen. Dies bestätigte Christoph Wittler vom Bünder Grünflächenamt im Gespräch mit der NW. Der Fluss soll sich in Nähe des Wehres später auch naturnah entwickeln können.

Elseaue an der Elsemühle

Eine der Stautafeln des Wehres muss ersetzt werden, weil der Wasserlauf nicht mehr richtig geregelt werden kann. Den Auftrag hat die Eigentümerin der Anlage, Adelheid Wilms-Schulze-Kump, in Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde des Kreises vergeben. Weil sie nicht in Bünde wohnt, hat sie den Betrieb des Wehres an eine Privatperson am Ort abgegeben. Die Ersatzteile, die eigens angefertigt wurden, will das Bielefelder Unternehmen einbauen, ohne dass die zweite Wehrtafel nach oben gezogen werden muss. Dies hätte nämlich über kurz oder lang ein Leerlaufen des Flusses zur Folge.

„Wir hatten Glück, dass die Else nach den starken Regenfällen vor wenigen Tagen kaum angestiegen ist“, sagt Christoph Wittler. Ein weiteres Hochwasser hätte das defekte Elsewehr kaum verkraftet. Die Stautafel war am 19. Januar des Jahres dem Orkan „Kyrill“ zum Opfer gefallen. Die Folgen des damit verbundenen Hochwassers wurden auf Betreiben des Kreises in Grenzen gehalten, in dem das Leck im Wehr mit Sandsäcken provisorisch gestopft wurde. Der Steinbeißer, ein seltener Fisch, der in dem Flüsschen lebt, konnte so gerettet werden.

Die Mühlenwehr wird erstmals 1333 urkundlich erwähnt. Christoph Wittler hält es für wahrscheinlich, dass man die Wasserkraft dort sogar schon früher genutzt hat. Die Anlage wurde in den Jahrhunderten mehrfach umgebaut – der Stadt gehörte sie aber nie. Das soll sich nun ändern. Wittler geht davon aus, dass die langen Verhandlungen mit der Eigentümerin bald zum Abschluss kommen. Die Planungen der Stadt dürften aber mehrere Jahre dauern. Mit dem Wehr würde Bünde auch die uralten Wasserrechte erwerben. Zwar habe es mit der privaten Vereinbarung in der Vergangenheit recht gut geklappt – über die Rufbereitschaft der Stadt könnte die Aufgabe aber noch effektiver erledigt werden.

Hauptgrund für den Kauf ist der Naturausgleich für das Gewerbegebiet Spradow, der hier erfolgen soll. Ein Teil der Else soll dazu ins angrenzende Tal nördlich verlegt werden, wo sie sich naturnah entwickeln kann wie schon in Richtung Kirchlengern. Ein Ideenwettbewerb könnte die Grundlage für die Pläne bilden. Zunächst werden die Anwohner informiert. Das Wehr soll den Teil der Else, der weiter hindurch fließt, auch künftig regeln. Die Natur würde dann den Rest übernehmen.

(Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Samstag 25. August 2007)

Neue Mensa eingeschwebt

Tieflader rollen an Grundschule Südlengern an Pavillon für 80.000 Euro entsteht

Bildbericht der NW von Tobias Heyer

Leicht sieht es aus, wie ein Kran einen der acht Pavillonteile anhebt, die in Zukunft das zumindest zeitweilige Zuhause einiger Schüler an der Grundschule Südlengern bilden werden. Gestern rollten acht Tieflader an, um den neuen Pavillon zur Grundschule zu transportieren. „Wir hatten mit dem Eintreffen eigentlich schon morgens früh um 8 Uhr gerechnet


– dann hätten wir schon am Freitag einziehen können“, sagt Michael Höke, zuständiger Mann für diesen Bau im Rathaus. Ein großer Gruppenraum, eine Abstellkammer, ein Büro und der Raum, in dem mittags das Essen ausgegeben wird, entstehen, wenn die Bauteile zusammengesetzt sind. Für 25 Schulkinder, die auch den Nachmittag in der Grundschule verbringen, ist der Pavillon ausgelegt. Und schon jetzt kann Michael Höke fast eine komplette Auslastung verkünden. „Wir liegen sehr gut im Plan, haben schon jetzt 21 Anmeldungen“, freut sich Höke.

Ehe diese 21 Jungen und Mädchen mittags in das neue Gebäude gehen können, musste gestern erst einmal ein riesiger Kran auf dem Schulgelände aufgestellt werden. „Wir setzen den Pavillon auf Teile des Schulgartens, die schon lange nicht mehr genutzt werden“, erklärt Höke. Das Zusammenbauen der Einzelteile geht denkbar schnell und so rechnet Höke schon für die kommende Woche mit dem Einzug.

Zu essen gibt es in den neuen Räumen dann, was auch imRathaus gern verzehrt wird. „Geliefert wird das Mittagessen von dem Unternehmen Archimedes, der ehemaligen EMR-Küche“, erklärt Michael Höke.

80.000 Euro kostet der Bau, der nicht als Behelf gewertet werden soll. „Wir waren bei der Planung einfach vorsichtig“, sagt Höke. Aufgrund des prognostizierten Rückgangs der Schülerzahlen hat sich die Gemeinde dazu entschieden, hier nicht „einen festen Bau hinzusetzen“, so Höke.

Da setzten sich die Gemeindevertreter lieber mit den Elternvertretern zusammen und entschlossen sich für eine Möglichkeit, „ die notfalls auch wieder abgebaut werden kann, wenn der Bedarf nicht mehr da ist“, erläutert Höke.

Doch daran denkt derzeit niemand. Erst einmal wird in der kommenden Woche die Einweihung gefeiert, wenn erstmals an der Grundschule Essen ausgegeben wird.

(Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Mittwoch 22. August 2007)

Als die Südlengeraner ihren Maibaum holen gingen

Eines Tages fanden die Südlengeraner, auch sie müssten unbedingt einen Maibaum haben. Doch sollte es nicht ein „gewöhnlicher“ Baum sein, irgendwo gekauft, der im Frühjahr des nächsten Jahres den kleinen Ort schmücken würde. Nein, es müsste schon ein besonderer Maibaum sein.

So zogen die Südlengeraner aus, um sich im Wiehengebirge nach einem geeigneten Baum umzusehen. Das geschah am Samstag, dem 28. Dezember 2002.


Maibaum

Bald hatten die Südlengeraner, unterstützt von Förster Walter Selmigkeit, den passenden Baum gefunden und gefällt. Es forderte einige Anstrengung, ihn aus dem Gebüsch zu ziehen (den Baum, nicht den Förster) …

 Patrick Menzel von der Neuen Westfälischen war auch dabei, und so gruppierten sich die Südlengeraner mitsamt Walter Selmigkeit zunächst mal zum großen Gruppenfoto. Alle Generationen waren vertreten.

Gruppenfoto

Noch wirkte er ja ein bisschen unscheinbar, und es gehörte ein ziemliches Maß an Phantasie dazu, sich vorzustellen, wie er am 1. Mai am Bestimmungsort aussehen könnte. Das Aufstellen eines Maibaums ist ein uralter bayrischer Brauch, doch die beliebte Tradition setzt sich auch im Bünder Land mit wachsender Beliebtheit durch.
Man findet zahlreiche Beispiele.

Walter Selmigkeit hatte die „Abies Grandies“, eine Küstentanne empfohlen. Und nachdem die Südlengeraner
sich mit ihrem neuen „Wahrzeichen“ angefreundet hatten, machten sie sich an die Arbeit.

Maibaum schälenMaibaum schälen

Mit Schälmessern musste der Stamm von der Rinde befreit werden. Erwin Scheiding und Manuel Schuster zeigten fachgerecht, wie’s richtig gemacht wird. Dann waren auch andere an der Reihe. Man will sich schließlich nicht lumpen lassen, und es soll schon nach einer Gemeinschaftsaktion aussehen.

Noch hier ein flotter Strich. Und da … Bald ist’s geschafft!

Auch wenn’s heute nicht frostig kalt war, schmeckten Glühwein und „Wintertee“ ausgezeichnet!

Verpflegung

Aber wer trank was? Ganz einfach: Autofahrer wandten sich dem Tee zu, andere bevorzugten den Glühwein.

Was nun? Zweifel, ob die richtige Wahl getroffen wurde? Hmm, da kann man glatt ins Träumen kommen …

Die Küstentanne eignet sich hervorragend als Maibaum, sagte Walter Selmigkeit. Ihr Stamm wird besonders hart, wenn er trocknet und verformt sich daher nicht.

Aufladen

Auch heute noch wird das Holz in Amerika für den Bau von Schiffsmasten verwendet. Na schön … alles klar! Nehmen wir ihn mit.

Der elf Meter lange Stamm der 18 Jahre alten Tanne hatte ein ganz schönes Gewicht, aber schon war es geschafft! 

Am Ziel

Zurück nach Südlengern. Auf dem Hof von Heinz Bunk konnte der Maibaum nun in einer überdachten Scheune überwintern, bevor er im Frühjahr weiter bearbeitet, gestrichen und mit einer prächtigen Krone geschmückt werden sollte.

Am 1. Mai 2003 wurde unser Maibaum so zum Festplatz getragen, dazu spielte der Posaunenchor. Das kleine Festprogramm begann gegen 11 Uhr mit Musik, Unterhaltung, Maibaum aufstellen, „Klönen“, Essen und Trinken.

Und wo? Das Ganze findet seitdem regelmäßig statt auf dem Maibaumfestplatz am Schimmelkamp (an der Jubiläumstafel) und am AWO-Zentrum.

Die Schule im Dorf sollte aufgelöst werden

Als die Schulkinder aus Südlengern mit dem Schulbus nach Häver fahren sollten

(Beitrag aus der Chronik „Südlengern“ von Willi Fleddermann)

Zum Glück ist die Schule „im Dorf geblieben“!

Heute bezweifelt niemand, dass Südlengern-Dorf eine selbständige Grundschule braucht. In jedem Jahr müssen zwei Klassen gebildet werden, um die Schulanfänger aufzunehmen. Da würden die Eltern der I-Männchen entgeistert dreinschauen, wenn jemand vorschlüge, die Kinder könnten doch besser mit dem Schulbus nach Häver fahren und dort unterrichtet werden. Ganz abwegig ist diese Geschichte aber nicht. Denn 1978 wollte der Rat der Gemeinde Kirchlengern die Schule im Dorf tatsächlich auflösen und die Südlengerner Kinder mit dem Bus zur Schule nach Häver fahren lassen. Damals glaubte man nämlich, es gäbe in Südlengern-Dorf allein nicht genug Kinder, um wenigstens eine Klasse pro Jahrgang bilden zu können. Bis 1978 waren auch Grundschüler aus Kirchlengern neun Jahre lang in Südlengern (bzw. Häver) zur Schule gegangen. Nachdem aber die Hauptschule einen Neubau bekommen hatte (die heutige Gesamtschule) und das Schulhaus gegenüber dem Rathaus nicht mehr benötigte, wollte die Gemeinde dieses Gebäude nun als Grundschule für den Ortsteil Kirchlengern nutzen.


Um ein Haar hätten die Südlengeraner alles verschlafen

Die Prognosen für die Grundschule Südlengern-Dorf sahen in der Tat düster aus. Und an Zahlen von Kindern, die bereits geboren waren, ließ sich nun mal nicht rütteln. Als die Gemeinde deshalb überlegte, die Kinder aus Südlengern in die neue Grundschule im Ortszentrum Kirchlengern aufzunehmen, stieß dieser Gedanke bei betroffenen Familien durchaus auf Verständnis. Vermutlich hatten aber die meisten Südlengeraner von dem Plan, „ihre“ alte Schule zu schließen, wenig mitbekommen.

Das änderte sich schlagartig, als die Gemeindeverwaltung eine neue Variante vorstellte, mit der sie die Problematik der ebenfalls sehr kleinen Grundschule in Häver in den Griff zu bekommen hoffte. Die Kinder aus Südlengern sollten nun mit dem Schulbus nach Häver fahren. Kurz vor der Beratung dieser Lösung am 13. März 1978 im Schulausschuss der Gemeinde Kirchlengern formierte sich im Dorf erster Widerstand.

Günter Wehmeier fragte in einem Leserbrief, ob man nun schon 6jährige Kinder der Hetze des Alltags und einer täglichen Schaukelei im Bus aussetzen wolle und forderte unabhängig davon, die „Schule im Dorf“ zu lassen: „Wer ist eigentlich auf den Gedanken gekommen, unsere Schule, in die schon unsere Eltern und Großeltern gegangen sind, aufzulösen?“

Diese Frage rüttelte Südlengern auf. Heinz Bunk brach in einem weiteren Leserbrief eine Lanze für kleine, überschaubare Schulsysteme und plädierte für den Erhalt einer „ortsnahen Schule in vertrauter Umgebung“. Auch er wandte sich gegen die Schulbus-Lösung: „Die ersten (Kinder) müssten wahrscheinlich schon eine Stunde vor Schulbeginn an der Haltestelle stehen, also eine Wegzeit von einer Stunde vor und nach dem Unterricht in Kauf nehmen.“ Auch die Abstimmung von Stundenplänen mit Busfahrplänen sei oft problematisch.

Zur Sitzung des Schulausschusses der Gemeinde Kirchlengern erschienen viele Zuhörer aus Südlengern. Das gleiche Bild bot sich zwei Tage später während der Ratssitzung. Der Rat vertagte die Angelegenheit und beschloss, die Elternschaft aus Südlengern erneut in den Entscheidungsprozeß einzubeziehen. Zu einer von verschiedenen Seiten geforderten Bürgerversammlung betonte Gemeindedirektor Depke, die müsse gegebenenfalls aus Eigeninitiative zustande kommen.

Tausend Argumente und eine Unterschriftenaktion

Zunächst setzte sich aber der Schlagabtausch in der Presse fort. Der Vorsitzende der Schulpflegschaft Karlheinz Remmert begründete, weshalb die Elternvertretung keinen Widerspruch erhoben hatte und verteidigte das Konzept der Verwaltung. Es sei ein sinnvoller Weg, Steuergelder einzusparen. Die Grundschule Südlengern „würde noch nicht einmal die Voraussetzungen einer Zwergschule erfüllen“. Und was sollten Eltern aus Kirchlengern sagen, wenn Kinder aus dem dortigen Ortsteil, „eventuell sogar Kinder, die in unmittelbarer Nähe der Schule wohnen“, nach Südlengern gefahren werden müssten?

Heinz Bunk stellte einer 10minütigen Busfahrt von Kirchlengern nach Südlengern die mindestens 30minütige Fahrt von Südlengern nach Häver gegenüber und betonte, „dass laut Schulgesetz gerade Grundschulen ortsnah stehen sollten. Und Häver ist ja wohl nicht ortsnah!“ Hans Löscher sah sich in der Rolle des Vaters, dessen Kind das Busfahren nicht vertragen kann: „Mein liebes Kind! Dir geht es zwar nicht gut, und es gefällt dir auch nicht, mit dem Bus zu fahren, aber bedenke, dass du dadurch aus volkswirtschaftlicher Sicht schon viel erreicht hast; denn du hilfst in deinen jungen Jahren schon, Steuergelder zu sparen.

“ Die Auseinandersetzung wurde immer heftiger – zum Teil polemisch, überwiegend aber auf sachlicher Grundlage – geführt. Die Gemeinde stellte neben dem favorisierten Modell „Häver“ (erste Lösung) drei Alternativen vor. Die zweite Lösung ging davon aus, dass die Grundschule Kirchlengern in jedem Jahr Kinder an Südlengern und Häver abgeben müsse, um die dortigen Schulen einzügig, die Grundschule Kirchlengern zweizügig führen zu können. Als dritte Lösung wurde eine gemeinsame „Grundschule Süd“ mit den Standorten Kirchlengern, Häver und Südlengern erwogen. Die vierte Lösung sah eine einzügige Grundschule Südlengern (mit dem dazu notwendigen Schülerzufluss aus Kirchlengern) vor und bezog die Auflösung der Grundschule Quernheim zur Stützung des Standortes Häver ein. Bei den Modellen 2 – 4 machte die Gemeindeverwaltung im gleichen Zuge Bedenken geltend. Lösung 4 zum Beispiel hätte zur Folge gehabt, dass die Südlengeraner vermutlich Ruhe gegeben, dafür aber die Quernheimer den Aufstand geprobt hätten.

In Südlengern hatte sich am 29. März 1978 eine „Interessengemeinschaft zur Erhaltung der Grundschule Südlengern-Dorf“ gebildet, die den vier Modellen der Gemeinde ein fünftes Lösungsmodell gegenüberstellte. Kirchlengern-Mitte, argumentierte man, habe seit 9 Jahren keine eigene Grundschule gehabt. Wenn durch den Hauptschulneubau Klassenräume frei würden, bedinge das genauso wenig die Einrichtung einer Grundschule in Kirchlengern, wie es auf der anderen Seite eine Auflösung der Schule in Südlengern herbeiführen müsse.

Insgesamt entspreche die Fortführung zweizügiger Grundschulen in Häver und Südlengern bei Verzicht auf einen weiteren Schulstandort am besten der räumlichen Struktur der Großgemeinde. Der Standort der Grundschule Kirchlengern im verkehrsreichen Ortskern sei überaus ungünstig, während die Schule in Südlengern einen idealen Standort „im Grünen“ habe. Den dort bei einer zweizügigen Lösung zu sehenden Raumbedarf könne man abdecken, indem man mit verhältnismäßig geringem Kostenaufwand zwei am alten (Haupt-)Schulgebäude in Kirchlengern vorhandene Pavillons nach Südlengern verlagere.

„Das Modell der zweizügigen Grundschulen in Häver und Südlengern-Dorf hat funktioniert und funktioniert noch“, hieß es weiter im Konzept der Interessengemeinschaft, „es bedarf keiner Umgewöhnung, keiner Umkehrung des Denkprozesses. Und man zwingt den Eltern in Südlengern keine Schule auf, die jede Ortsnähe für sie vermissen lässt.

“ Eine von der Interessengemeinschaft in den ersten Apriltagen durchgeführte Unterschriftenaktion ergab ein überwältigendes Votum der Bürger im Dorf für die Forderung: „Unsere Schule soll in Südlengern bleiben!“ Und am 10. April 1978 sprachen sich die Eltern der Grundschüler in Klassenpflegschaftssitzungen mit großer Mehrheit für die inzwischen auch von der Interessengemeinschaft favorisierte Lösung aus, eine dreizügige Grundschule mit zwei Schulgebäuden in Kirchlengern-Mitte und Südlengern einzurichten.

Das Ergebnis ließ die Südlengeraner jubeln

Eine wichtige Vorentscheidung fiel am 15. April 1978 in einer Zusammenkunft zwischen Vertretern der Schulpflegschaft Südlengern, der Interessengemeinschaft und Gemeindedirektor Hans Depke. An dem Gespräch nahmen auch Gemeindepolitiker und Schulrat Thermann als Vertreter des Kreises Herford teil. Dem vereinbarten Kompromiss stimmte wenig später der Rat der Gemeinde Kirchlengern zu.

Das Ergebnis ließ die Südlengeraner jubeln. Es kam zwar zu einer dreizügigen „Schulallianz“, die wurde aber nun von Kirchlengern-Mitte und Häver gebildet. Die Grundschule Südlengern dagegen blieb selbständig. Um zu gewährleisten, dass pro Jahrgang mindestens eine Klasse gebildet werden konnte, umfasste der Schulbezirk Südlengern zusätzlich die Gutsbezirke Steinlake und Oberbehme und vom Ortsteil Kirchlengern den Bereich zwischen Else und Bahnlinie.

Vielleicht wurde dieser „Friedensschluss“ dadurch begünstigt, dass es auch im Norden der Gemeinde zu brodeln begann. In Klosterbauerschaft hatte sich eine Interessengemeinschaft (zur „Neuerrichtung einer Grundschule“) formiert, während die Elternschaft der Grundschulbezirke Quernheim und Stift Quernheim sich gegen jede Änderung von Schulbezirksgrenzen aussprach. Wie dem auch sei, Südlengern behielt seine Schule. Zwar „knurrten“ die Verfechter der „Schulbus-nach-Häver-Variante“ in einer Pressemitteilung ein letztes Mal, nicht minder eifrig hielt die Interessengemeinschaft dagegen, doch das berührte den Lauf der Dinge nicht mehr.

Das Misstrauen der Südlengeraner, die Politiker könnten nach einer Atempause erneut zum Streich gegen ihre geliebte Schule ausholen, ließ sich aber nicht so schnell beseitigen. Man sollte doch besser auf der Hut sein, hieß es, und so kam es im Dezember 1978 zur Gründung des „Schulvereins Grundschule Südlengern“ (sehr bewusst verzichtete man auf den Begriff „Förderverein“).

Unvergessen ist das Schulfest zum 100jährigen Bestehen der Schule im Jahre 1981. (Dieses Jubiläum bezog sich auf die Einweihung des Schulgebäudes im Jahre 1881, während 1992 der 250. Geburtstag der Schule – bezogen auf die ersten Berichte über eine Schule in Südlengern aus dem Jahre 1742 – gefeiert werden konnte.) Unvergessen sind die ersten vom Schulverein veranstalteten Osterfeuer auf dem Hof Bunk, deren Tradition dann der SPD-Ortsverein mit dem jährlichen Osterfeuer an der Grillhütte weiterführte. Den Schülerinnen und Schülern der Grundschule kommt nach wie vor manches zu gute, was der Verein im Laufe der Jahre aus seinen Mitteln beschaffen konnte.

Aber auch heute noch, nachdem längst niemand mehr über eine Auflösung der Schule nachdenkt, unterscheidet sich der Schulverein in seiner Mitgliederstruktur von „herkömmlichen“ Schulfördervereinen. Viele Mitgliedschaften aus dem ersten Vereinsjahr bestehen immer noch. Ein Beweis dafür, wie verbunden die Südlengeraner nach wie vor ihrer „im Dorf gebliebenen“ Schule sind!