Mühlenwehr in Südlengern wird repariert
Stadt will Anlage erwerben und plant eine Flussverlegung
Bericht der NW von Dieter Schnase (Text) und Tobias Heyer (Fotos)
Wenn das defekte Mühlenwehr in Südlengern Ende August/Anfang September repariert wird, soll alles unternommen werden, damit die Else nicht leerläuft, wie nach mehreren regenfreien Wochen im letzten Jahr. Seltene Fische, Muscheln und Krebse saßen da wie berichtet fast auf dem Trockenen. Dies bestätigte Christoph Wittler vom Bünder Grünflächenamt im Gespräch mit der NW. Der Fluss soll sich in Nähe des Wehres später auch naturnah entwickeln können.
Eine der Stautafeln des Wehres muss ersetzt werden, weil der Wasserlauf nicht mehr richtig geregelt werden kann. Den Auftrag hat die Eigentümerin der Anlage, Adelheid Wilms-Schulze-Kump, in Abstimmung mit der Unteren Wasserbehörde des Kreises vergeben. Weil sie nicht in Bünde wohnt, hat sie den Betrieb des Wehres an eine Privatperson am Ort abgegeben. Die Ersatzteile, die eigens angefertigt wurden, will das Bielefelder Unternehmen einbauen, ohne dass die zweite Wehrtafel nach oben gezogen werden muss. Dies hätte nämlich über kurz oder lang ein Leerlaufen des Flusses zur Folge.
„Wir hatten Glück, dass die Else nach den starken Regenfällen vor wenigen Tagen kaum angestiegen ist“, sagt Christoph Wittler. Ein weiteres Hochwasser hätte das defekte Elsewehr kaum verkraftet. Die Stautafel war am 19. Januar des Jahres dem Orkan „Kyrill“ zum Opfer gefallen. Die Folgen des damit verbundenen Hochwassers wurden auf Betreiben des Kreises in Grenzen gehalten, in dem das Leck im Wehr mit Sandsäcken provisorisch gestopft wurde. Der Steinbeißer, ein seltener Fisch, der in dem Flüsschen lebt, konnte so gerettet werden.
Die Mühlenwehr wird erstmals 1333 urkundlich erwähnt. Christoph Wittler hält es für wahrscheinlich, dass man die Wasserkraft dort sogar schon früher genutzt hat. Die Anlage wurde in den Jahrhunderten mehrfach umgebaut – der Stadt gehörte sie aber nie. Das soll sich nun ändern. Wittler geht davon aus, dass die langen Verhandlungen mit der Eigentümerin bald zum Abschluss kommen. Die Planungen der Stadt dürften aber mehrere Jahre dauern. Mit dem Wehr würde Bünde auch die uralten Wasserrechte erwerben. Zwar habe es mit der privaten Vereinbarung in der Vergangenheit recht gut geklappt – über die Rufbereitschaft der Stadt könnte die Aufgabe aber noch effektiver erledigt werden.
Hauptgrund für den Kauf ist der Naturausgleich für das Gewerbegebiet Spradow, der hier erfolgen soll. Ein Teil der Else soll dazu ins angrenzende Tal nördlich verlegt werden, wo sie sich naturnah entwickeln kann wie schon in Richtung Kirchlengern. Ein Ideenwettbewerb könnte die Grundlage für die Pläne bilden. Zunächst werden die Anwohner informiert. Das Wehr soll den Teil der Else, der weiter hindurch fließt, auch künftig regeln. Die Natur würde dann den Rest übernehmen.
(Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Samstag 25. August 2007)