Barriere aus der Else geräumt

In sechs Wochen soll das Wehr an der Brausemühle Geschichte sein

Bericht der NW Bünde am 19.8.2009 von Patrick Menzel (Text und Foto)

Diskutiert wurde seit vielen Jahren. Jetzt geht es zügig voran mit dem Rückbau des Elsewehrs an der Brausemühle in Südlengern. Schon in sechs Wochen soll die Else durch ihr neues Bett fließen – und mit ihr künftig auch „barrierefrei“ Fische und Kanufahrer.


 Brausemühle

„Wir liegen gut im Zeitplan“, sagte Bauleiter Hermann Koers gestern im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Das seit 1930 bestehende Wehr sei bereits demontiert und ein Wall aus Steinen aufgeschüttet, beschreibt er den Fortschritt der Bauarbeiten. Mit dem einfachen Abriss des Wehrs ist es allerdings nicht getan. Die Else wird künftig etwa 20 Meter oberhalb der einstigen Anlage über eine Schwelle fließen. „An die Schwelle schließt sich eine so genannte Sohlgleite – eine flache Rampe im Wasser – mit einem Meter Gefälle auf 25 Metern Flussstrecke sowie eine gesonderte Rinne, die von Kanufahrern oder auch von Fischen selbst bei Niedrigwasser genutzt werden kann, an“, erläuterte Koers. Im Fall von Hochwasser steht künftig eine etwa ein Meter tiefe Flutmulde nördlich der Else als Auffangbecken für überschüssiges Wasser bereit. „Für den Bau der Flutmulde müssen rund 4.500 Kubikmeter Boden ausgehoben und abtransportiert werden“, so Koers.

Beseitigt wird durch die Renaturierungsmaßnahme, deren erste Planungen bereits vor zwölf Jahren vom Werre-Wasserverband und dem Eon-Vorgänger Elektrizitätswerke Minden-Ravensberg (kurz EMR) in Angriff genommen worden waren, eine kaum überwindbare Barriere für Wasserlebewesen. „Durch den Höhenunterschied von rund zweieinhalb Metern war das Wehr ein unüberwindbares Hindernis für Fische und manche Insekten“, erklärte Joachim Gesch, Geschäftsführer des Werre-Wasserverbandes, beim ersten Spatenstich im Mai. Der Verband ist seit Jahren mit allen Details des Brausemühlen-Wehrs vertraut und hat somit auch die Federführung beim Rückbau der Anlage übernommen. Die Kosten für diese umfangreiche Baumaßnahme (rund 850.000 Euro) teilen sich das Land NRW und Hauptsponsor Eon. In Südlengern stoßen die Bauarbeiten auf großes Interesse. „Hier hat sich ja schon richtig viel getan. So langsam lässt sich erahnen, wie es hier einmal aussehen wird“, sagte eine Spaziergängerin, die gestern Nachmittag einen neugierigen Blick durch den Bauzaun warf. Geht es nach Bauleiter Hermann Koers, sollen bereits Ende September Bauzäune und Bagger verschwinden und die Arbeiten beendet sein.

Die Brausemühle an der Else ist ein Bauwerk mit Jahrhunderte langer Geschichte. Mit Wasserkraft wurde dort einst Strom gewonnen, bevor dies einige hundert Meter entfernt im einstigen EMR-Kraftwerk im größeren Stil geschah. Zwischen Brausemühle und Kraftwerk gab es zuvor eine innige Verbindung. Das Kraftwerks-Kühlwasser wurde aus der Else abgeleitet und dann dorthin zurückgeführt, um der Brausemühle weiter die Versorgung großer Teile Südlengerns mit Strom zu gewährleisten. 1963 aber wechselten Brausemühlen-Leitungsnetz und Anlage endgültig den Besitzer. Das EMR übernahm die Stromversorgung, schloss sich dann mit Eon Westfalen-Weser zusammen.

Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Mittwoch 19. August 2009

„Die weiße Frau …“: Südlengern aktiv erkundet

Projekt der Klasse 3 der Grundschule Südlengern-Dorf

Bericht von Dörthe Schmidt, Willi Fleddermann und Kindern der Klasse 3a
(September 2009)

Raum und Umwelt, Zeit und Kultur sind Teilbereiche des Sachunterrichts der Grundschule. Typische Strukturen des Schulortes und der Region zu erkunden, machten sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 3a der Grundschule Südlengern-Dorf an zwei Wandertagen auf den Weg durch Südlengern. Was ihr Schul- und Wohnort so zu bieten hat, erarbeiteten sie mit ihrer Klassenlehrerin Dörthe Schmidt.


bei "Rüters Friedhof"

An der Brausemühle und am Rüterfriedhof wusste Willi Fleddermann vom Verein „Südlengern aktiv“ spannende Geschichten aus der Südlengerner Chronik zu erzählen. Vom „Brausemüller“ war die Rede, der eine Wassermühle betrieb und den Strom ins Elsetal brachte, und der es gar nicht gern mochte, wenn Kinder sich beim Baden in der Nähe des Brausemühlenwehrs in Gefahr begaben. Auch die beiden anderen Mühlen in Südlengern,  Elsemühle und Brandmühle, hatten für den Ort über Jahrhunderte hinweg eine große Bedeutung.

Das Bild des Reesbergs wird heute von der Mülldeponie entscheidend mitgeprägt. Erstaunt hörten die Kinder, dass der Bau der Autobahn zwischen Osnabrück und Bad Oeynhausen eng mit der Entstehung der Deponie zusammenhängt. Ach ja … wer weiß heute noch, dass es in Südlengern eine „Singende Brücke“ gab, die sogar ein Fernsehteam des WDR hierher lockte?

Das Rütersche Erbbegräbnis liegt am Fuße des Reesberges in einem Waldstück, das noch heute „Rüters Fichten“ heißt. Von diesem kleinen Friedhof und dem alten Rüter erzählt man sich in Südlengern so allerhand. Sogar eine Gespenstergeschichte, die gottseidank ein gutes Ende nimmt, ist dabei. Die geheimnisvolle weiße Frau, über die in der Chronik mehr zu finden ist, beeindruckte die Kinder sehr. „Die Geschichte war super“, meinte Yannik, und seine Mitschüler stimmten zu.