Eisenbahn beendete große Not

Kirchlengerns Bahnhof erstrahlt seit einem Jahr in neuem Glanz /Abwechslungsreiche Geschichte

Bericht der NW Bünde am 3.4.08 von Karl-Henrik Tittel (Fotos: Patrick Menzel)

Seit gut einem Jahr erstrahlt das Kirchlengeraner Bahnhofsensemble nun im neuen Glanz. Am 1. April 2007 wurde das modern gestaltete Umfeld mit einem großen Familienevent eröffnet. „Wir haben ein Juwel mitten im Ortskern liegen, was nun mit neuen Inhalten gefüllt wurde“, beschrieb damals Bürgermeister Rüdiger Meier das denkmalgeschützte Bahnhofsgebäude, das 1870 errichtet wurde.


Bahnhof Kirchlengern

In Kirchlengern begann die Eisenbahngeschichte als Staatsbahnstelle mit einem kleinen Schalterhäuschen in 1855, dem Jahr der Inbetriebnahme der durch Kirchlengern verlaufenden Bahnstrecke Löhne – Osnabrück. Also 20 Jahre nachdem die erste deutsche Eisenbahnstrecke zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet wurde.

Der Bau der Strecke war für die Heuerlinge und Kötter der Lengeraner Bauernschaft ein Glücksfall und bedeutete gleichzeitig eine neue wirtschaftliche Perspektive. Denn durch den Niedergang der Flachsverarbeitung per Handarbeit im Zuge der Industrialisierung war große Not die Folge. Die Erd- und Gleisverlegungsarbeiten bedeuteten für viele Menschen Beschäftigung und – wenn auch kargen – Lohn. Ebenso wie beim Bau der „Chaussee“ von Herford über Lengern nach Lübbecke (B 239) zwischen 1847 und 1850.

Gleichzeitig läutete die Streckenanbindung eine strukturelle Zäsur in dem zu dieser Zeit dem Amt Gohfeld-Menninghüffen zugehörigen Gebiet ein, war doch infolgedessen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein starker Zuzug von außerhalb zu beobachten.

1870 erfolgten die Erstellung eines Stationsgebäudes und die Ernennung in den Rang eines Bahnhofes. Ein Anbau für die Güterabfertigung folgte. 1855 machten in Kirchlengern lediglich zwei Güterzüge Station. Erst drei Jahre später hielten zwei Personenzüge, zu denen sich 1873 ein dritter gesellte. Seine größte Frequentierung erlebte der Bahnhof zwischen den Weltkriegen und danach, als viel Pendler aus Kirchlengern mit dem Zug zu ihren außerhalb gelegen Arbeitsstellen fuhren. Zeitzeugen nach sei der Bahnsteig bereits morgens um sechs Uhr „schwarz von Menschen“ gewesen. Weltweit bekannt wurde der Kirchlengeraner Bahnhof durch eine große Zugtragödie 1891, als der den Zirkus „Carré“ befördernde Sonderzug entgleiste. Zahlreiche Tote und Verletzte und der Verlust vieler Tiere waren zu beklagen. Zudem entstand erheblicher Sachschaden.

Bahnhofsgebäude nach dem Brand

Ein zündelnder Junge setzte im Mai 2006 den Dachstuhl des Bahnhofsgebäudes in Brand

Die zunehmende Verlagerung des Personen- und Güterverkehrs auf die Straße sollte später den Verkauf des Gebäudekomplexes zur Folge haben. Heute befinden sich im ehemaligen Dienst- und Zugabteilungsgebäude Wohnungen und das Bistro „Alter Bahnhof“ und in der ehemaligen Güterabfertigung das Briefmarken-Auktionshaus Pumpenmeier. Reisende und Pendler nutzen die Verbindungen in Richtung Herford, Bünde und Löhne.

Da im Laufe der Jahre der Durchgangsverkehr stark zunahm, was Autofahrer oft zum längeren Verweilen vor der geschlossenen Bahnschranke zwang, wurde eine Ortsumgehung gebaut, die am 29 November 1999 freigegeben wurde.

(Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Donnerstag 3. April 2008)

Eine Bauernhochzeit anno 1875 in Südlengern

von Hans Depke

Wenn sich zwei einig geworden waren, entweder durch persönliche Bekanntschaft oder durch befreundete Vermittler, wurde die Verlobung gefeiert. Dazu wurde unter Zeugen ein mündlicher Ehevertrag geschlossen. Hierbei erörterte man die einschlägigen Verhältnisse. Der Vater des Bräutigams gibt die Größe seines Hofes und seine Schulden, der Brautvater das Vermögen seiner Tochter an.

Als Hochzeitsgeschenk wurden gewöhnlich noch ein Pferd, eine Kuh oder ein Schwein, ein Fuder Roggen, einige Seiten Speck und dergleichen ausbedungen.

Die beiderseitigen Mütter nahmen an den Beratungen nicht teil, sie hatten dafür zu sorgen, dass zum Abschluss ein starker Kaffee und eine gehörige Portion Pfannkuchen als Imbiss zur Verfügung standen.

Die Verlobung wurde auf seltsame Weise bekannt gemacht: Bei Erwachen am anderen Morgen sehen die Dorfbewohner die ganze Straße entlang Häcksel gestreut und erfahren bald die Namen der Verlobten.

Am Hochzeitsmorgen wird der Brautwagen, ein langer Leiterwagen, hergerichtet. Den letzten Teil des Wagens nimmt das Brautbett ein, das von der Mutter der Braut ausgiebig mit selbstgesammelten Federn gestopft ist.

Vorn auf dem Wagen sitzt die Mutter und die älteste Tante der Braut. Jede hält ein neues, mit schönen Sprüchen verziertes Spinnrad, das sie der Braut als Sinnbild des häuslichen Fleißes übergeben. Empfangen werden nunmehr Abgesandte des Bräutigams, die in Versform verkünden, dass im Hochzeitshause alles bereit ist und man der Ankunft des Brautwagens mit Freuden entgegensieht.

Hier angekommen wird, nach Erledigung zahlreicher Förmlichkeiten, mit dem Abladen des Brautwagens begonnen.

Es folgte die Hochzeitsfeier, bei der im vergangenen Jahrhundert Musik und Tanz verpönt waren. Wohl aber bildete sich im Verlauf des Tages ein Kreis von Sängerinnen und Sängern, die mit geistlichen Volksliedern die Bedeutung des Tages feierten.

(aus: Chronik Südlengern, Verlag Drei Mühlen 2001)

Wie das Licht ins Elsetal kam

Die sinnvolle Ausnutzung natürlicher Ressourcen

von Ernst-Heinrich Schürmann

Die traditionsreiche Geschichte der Wassermühlen zeigt, dass das vertikal laufende Wasserrad über Jahrhunderte hinweg die dominierende Antriebsform für Wasserkraftanlagen darstellte. Man nutzte ohne Umweltbelastung die regenerierbaren Kräfte der Natur.


Brausemühle

Die dabei eingesetzten Wasserräder unterschied man je nach Aufschlaghöhe in unter-, mittel- oder oberschlächtige Räder.

Das unterschlächtige Rad lief nur in Fließgeschwindigkeit des Gewässers. Das oberschlächtige Rad nutzte zusätzlich das Gewicht des Wassers und erreichte so einen deutlich höheren Wirkungsgrad; der Wasserstrom wurde über eine Fließrinne reguliert und den Schaufeln zugeführt.

In früherer Zeit bestanden die Wasserräder aus Hartholz, später steigerten speziell gekrümmte Eisenschaufeln, den Wirkungsgrad, da sie größere Wassermengen fassen konnten.

Der Wellbaum, auf dem das Wasserrad aufgekeilt war, übertrug die Kräfte in das Innere der Mühle und leitete sie über unterschiedlich geformte Zahnräder an die einzelnen Maschinen und Hammerwerke.

Eine Weiterentwicklung dieser Technik stellten Wasserturbinen dar, die im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts die wuchtigen Räder ablösten. Ihrer Funktion beruhte auf dem Prinzip des horizontalen Wasserrads mit freiem Wasserstrahl, wobei ein Gefälle von ein bis sechs Metern genutzt werden konnte.

Am bekanntesten waren die Francis- und Durchströmturbinen, die den Wirkungsgrad der Wasserräder weit übertrafen, dazu wartungsärmer und langlebiger waren.

Die Elektrizität als zukunftsweisende Energiequelle

Nachdem in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts bedeutende Erfindungen gelangen, stellte sich heraus, dass die Zukunft in der Erzeugung und Verteilung von elektrischem Strom mittels Kraftmaschinen oder Elektrizitätswerken liegt.

Dabei wird Primärenergie in Form von festen (Kohle) oder flüssigen Brennstoffen (Öl) verfeuert, um Wasserdampf zum Antrieb nachgeschalteter Turbinen zu erzeugen, die wiederum in dahinter gelagerten Generatoren Elektrizität produziert. Über eine ausgetüftelte Leitungstechnik kann der Strom über Kupferdrähte an weit entfernt liegende Verbrauchsstätten transportiert werden.

Hierzu waren die richtungweisenden Ingenieurleistungen eines Werner von Siemens notwendig; der Universalerfinder Thomas Alva Edison hatte wesentlichen Anteil, und auch das tatkräftige Handeln eines Emil Rathenaus bahnte den Weg ins industrielle Zeitalter.

Anfangs gelangen bedeutende Erfindungen

Werner von Siemens wurde 1816 auf einem Gut nahe Hannover geboren. Nach seiner Schulausbildung trat er ins preußische Ingenieurskorps ein und wurde vorübergehend Artillerieoffizier. Nebenbei erlangte er seine ersten Patente, indem ihm das Versilbern/Vergolden von Metallen auf galvanischem Wege gelang. Danach wandte er sich zusammen mit dem Präzisionsmechaniker J. Georg Halske der Telegrafie zu. Beide gründeten 1847 in Berlin eine Telegrafenbauanstalt, die Keimzelle für drei große Industriewerke: die Siemens & Halske AG für Schwachstromanlagen, die Siemens-Schuckert-Werke für Starkstromtechnik und die Siemens-Reiniger-Werke für elektro-medizinische Geräte. Um 1900 entstand um die Siemenswerke herum der Berliner Stadtteil Siemensstadt. 1892 starb Werner von Siemens als einer der genialsten Elektroingenieure. Seine größte Erfindung war zweifellos der Dynamo als Voraussetzung für die späteren Elektromotoren.

Thomas Alva Edison wurde 1847 geboren. Ihm wird nachgesagt, dass er bereits mit 13 Jahren als Zeitungsverkäufer auf Bahnsteigen und in Eisenbahnzügen Geld verdienen musste. Mit 16 Jahren kam er mit der Telegrafie in Verbindung und entwickelte derartig viele Verbesserungen, dass er bereits um 1870 als wohlhabender Mann galt. 6 Jahre später erfand er das heutige Mikrofon, 2 Jahre später folgte die erste Sprechmaschine. 1879 gelang Edison die Konstruktion einer brauchbaren elektrischen Glühbirne, womit der elektrische Strom sichtbar gemacht werden konnte. 1882 errichtete Edison sein erstes Elektrizitätswerk, nachdem ihm zuvor eine Kopplung zwischen Dampfmaschine und Dynamo gelungen war. Edison starb 1931 und hinterließ ein Lebenswerk von mehr als tausend angemeldeten Patenten.

1883 erwarb Emil Rathenau die Edisonschen Patente für Deutschland. Als Pionier der Elektrizität führte er mit seinem Partner Oskar von Miller am 13. September 1884 im Berliner Café Bauer erstmals eine dampfbetriebene Blockstation zur Erzeugung elektrischen Stroms vor und brachte vor den geladenen Gästen 450 Glühbirnen zum Leuchten. Erstes Interesse an der neuen Energiequelle war geweckt. Rathenau gründete noch im gleichen Jahr das erste öffentliche Elektrizitätsversorgungsunternehmen (Allgemeine Elektrizitäts Gesellschaft AEG).

Der allgemeine Durchbruch der Elektrizität gelang 1889 auf der Pariser Weltausstellung mit dem stählernen Eiffelturm als Wahrzeichen der Messe. Die Ausstellung war geprägt von stromerzeugenden Dynamos, die – von Dampfmaschinen betrieben – in einer Art Energieverbund strahlende Beleuchtung lieferten. Auf einem Sockel thronte das 12 Meter hohe, riesenhaft vergrößerte Modell einer Glühfadenlampe. Vom Eiffelturm strahlten des Nachts starke Lichtquellen.

Edison, der mit seinen Leuten auf einer Fläche von einem halben Hektar alle Modelle und Demonstrationsobjekte seiner bedeutendsten Erfindungen präsentierte, wurde als „Vater des elektrischen Lichts“ gefeiert.

Wie das Licht ins Elsetal kam

Im heimischen Minden-Ravensberger Raum befassten sich zuerst nur Einzelgänger mit der Stromerzeugung. Dabei handelte es sich um kleine Stadtwerke oder um Gewerbetreibende, die in erster Linie Strom für den eigenen Betrieb produzierten und weitere ortsansässige Interessenten versorgten.

Im Stadtgebiet Herford gab es ein kleines Wasserkraftwerk der Stadt Herford sowie eine Stromversorgung der Firma Bockelmann und Kuhlo. Die Stadt Minden betrieb ein kleines Elektrizitätswerk. Das privat betriebene Elektrizitätswerk Porta versorgte die Gemeinden Hausberge, Barkhausen, Lerbeck und Neesen. Die Mühle Lehra unterhielt eine dörfliche Stromversorgung der Gemeinde Nammen im Kreis Minden. In der Gemeinde Spenge betrieb das Sägewerk Oldemeier eine örtliche Stromversorgung. In Süd- und Kirchlengern betrieb die Brausemühle eine regionale Stromversorgung.

 Müllermeister Heinrich Schürmann

Der dort tätige junge Müllermeister Heinrich Schürmann war von Kindesbeinen an mit der für die Mühlerei wichtigen Wasserenergie vertraut. Geboren wurde er 1872 in der Nienburger Mühle in Bünde-Hunnebrock. Frühzeitig entschied er sich für den Beruf seiner Vorväter und ging abschließend zur Mühlereifachschule nach Leipzig, um seine Meisterprüfung abzulegen.

Dort wurden weitreichende Kenntnisse zum Beispiel über die Wasserkraft, die Höhe des Wirkungsgrades bei unterschiedlichen Durchmessern von Wasserrädern, die Ausnutzung des Gewässergefälles oder die Kraftübertragung des Wellbaumes durch unterschiedliche Zahnräder vermittelt. Außerdem lernte man viel über die Gewinnung von Elektrizität, jener neuen, zukunftweisenden Energieform. Insbesondere wurde an der Mühlereifachschule grundlegendes Wissen über das Funktionieren des Dynamos und über den Betrieb von Wasserturbinen weitergegeben.

Nach seinem Schulabschluss heiratete Schürmann 1898 in die Brausemühle ein. Gern überließ ihm sein Schwiegervater die Leitung der Mühle, weil er nun die Fortführung des Mühlenbetriebes gesichert wusste. Da die Brausemühle über eine ausreichende Wasserkraft verfügte, begann Schürmann bald mit den für die Erzeugung elektrischer Energie notwendigen Vorbereitungen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts brannten in den Häusern des Elsetales noch Petroleumlampen. Das tägliche Leben richtete sich maßgeblich nach der Tageslänge. Im Frühjahr und Sommer konzentrierte man sich auf die Feldarbeit, während im Herbst und besonders im Winter die Hausarbeit überwog. Den Abend beschloss man bei spärlicher Beleuchtung im Schein einer Kerze bzw. Öllampe.

Brausemühle

Die erst vor geraumer Zeit gemachten Erfindungen zur Nutzung elektrischer Energie hatten in die Dörfer des Ravensberger Landes noch keinen Einzug gehalten. Die Bewohner waren für ihre Sparsamkeit bekannt und hielten die Helligkeit des elektrischen Lichtes und die damit entweichende Wärme für kostspielige Verschwendung. Im übrigen kannte man diese Neuerung weitgehend nur vom Hörensagen.

Im Jahre 1902 wurde hinter den Turbinen der Brausemühle der erste Dynamo installiert. Am Anfang erprobte Heinrich Schürmann die neue Lichtquelle im eigenen Betrieb und Wohnhaus. Dann erst lud er zu einer öffentlichen Vorführung der Kohlefadenlampe in der Bahnhofsgaststätte Rabe ein. Die Mehrzahl der Südlengeraner blieb abwartend. Die Sache ist ganz gut und schön, sagte man sich, aber sie kommt zu teuer. „Dä Hidde goit medden Räok up!“

Es musste große Überzeugungsarbeit geleistet werden, um das Misstrauen der Dorfbewohner zu zerstreuen. Einige Fabrikanten, Kaufleute und Landwirte erkannten allerdings auf Anhieb die Vorteile dieser praktischen neuen Licht- und Kraftquelle.

Die ersten Drähte wurden von der Brausemühle aus zur Zigarrenfabrik Heinecke in Kirchlengern gezogen. Ein zweiter Leitungsstrang führte zur Bäckerei Wöhrmann und, auf Betreiben des Hauptlehrers Kirchhoff, weiter zur Schule Südlengern-Dorf. Außerdem schlossen sich die Landwirte Kollmeier, Ostermeier, Busse, Schwagmeier, Marmelstein, Rosenkötter, Fischer und Dresholtkamp an. Der Ausbau des Leitungsnetzes und das Aufstellen der Leitungsmasten führte vor allem in der Anfangsphase oft zu Streitigkeiten, die zum Teil gerichtlich entschieden werden mussten.

Mit der Zeit gaben viele Südlengeraner ihre abwartende Haltung auf. Die ersten Motoren wurden in Betrieb genommen, und auch sonst nahm der Bedarf an elektrischer Energie beständig zu. In trockenen Sommermonaten führte die Else nicht genügend Wasser, so dass man 1909 gezwungen war, eine Lokomobile mit einzuspannen. Das elektrisch betriebene Dreschen musste während der Dunkelheit untersagt werden.

Im gleichen Jahr wurde 600 Meter unterhalb der Brausemühle am Kirchlengerner Elseufer mit dem Bau des Elektrizitätswerkes Minden-Ravensberg begonnen. Als dort ein weiterer Elsestau errichtet werden sollte, setzte sich der Brausemüller gerichtlich zur Wehr.

Die durch die Wasserfrage zwischen beiden Parteien aufgeworfenen Differenzen konnten erst nach langen Jahren rechtlicher Auseinandersetzungen mit einem Vergleich beigelegt werden. Bis dahin war ein weiter Weg, und der Brausemüller hatte mit vielerlei Schwierigkeiten zu kämpfen. Im Jahr 1927 wurde ihm zum Beispiel von der Kreisverwaltung verboten, mit seinen Leitungen die Kreisstraße zu kreuzen.

Bis 1963 wurden große Teile Süd- und Kirchlengerns durch das Leitungsnetz der Brausemühle elektrisch versorgt. Danach erwarb das EMR das Leitungsnetz mit allen Versorgungseinrichtungen. Das EMR übernahm auch das Wasserrecht sowie die Aufsichts- und Unterhaltungspflicht für das Mühlenwehr.

Minden-Ravensberg braucht eine überregionale Stromversorgung

Im Jahre 1907 entstanden beim Landrat Franz von Borries erste Überlegungen zum Bau einer stromerzeugenden Überlandzentrale. Er war ebenso wie der Mindener Landrat Cornelsen überzeugt, dass die Elektrizität die wichtigste Energiequelle der Zukunft sein würde. Um die wirtschaftliche Entwicklung in Minden-Ravensberg abzusichern, sollte ein bedeutendes Elektrizitätsversorgungsunternehmen aufgebaut werden, das in der Lage war, diese Produktionsaufgabe zu übernehmen.

In bevölkerungsreichen Ballungsräumen hatte man die Notwendigkeit solcher Maßnahmen längst erkannt, während die heimische, eher ländlich strukturierte Bevölkerung die elektrische Versorgung noch immer als überflüssigen Luxus ansah.

Franz von Borries verband das Gelingen des Projektes mit seiner Position als Landrat. Er vertrat die Ansicht, dass kleine, privat betriebene Kraftwerke nicht in der Lage seien, den Minden-Ravensberger Raum flächendeckend mit Leitungsnetzen zu erschließen und kontinuierlich mit elektrischem Strom zu versorgen. Waren die lukrativen „Rosinen“ erst aus dem Kuchen herausgepickt, wäre für den Rest eine Unterversorgung bald abzusehen.

Oberingenieur Willy Hoffmann von der AEG in Berlin, übernahm die ersten Ausführungsplanungen und kam schnell zu der Ansicht, dass der Landstrich Herford-Minden dringend eine Überlandzentrale benötigte.

Die Stadt Herford verfügte seit 1902 über ein mittlerweile zu klein gewordenes Kraftwerk an der Bowerre. Ähnliche Probleme hatte die Stadt Minden mit ihrer städtischen Stromerzeugung an der Hermannstraße. Die königliche Eisenbahnverwaltung signalisierte für ihre Regionalbahnhöfe Löhne, Herford und Bünde stetigen Strombedarf. Die Provinz Westfalen zeigte großes Interesse und konnte als namhafter Geldgeber gewonnen werden. Zusammen mit den Kreisen Herford und Minden stellten sie das Kapital für den Bau des Kraftwerkes Kirchlengern und waren somit Hauptbeteiligte. Die anderen kleineren kommunalen Gesellschafter finanzierten mit ihren Stammeinlagen jeweils den Wert der elektrischen Anlagen und Einrichtungen, die auf dem Gebiet der eigenen Gemeinde herzustellen waren.

Am 4. März 1909 wurde die „Elektrizitätswerk Minden-Ravensberg GmbH“ mit einem Stammkapital von 1,5 Millionen Mark gegründet. Zweck des Gemeinschaftsunternehmens war die Erzeugung und Verwertung elektrischer Energie und Lieferung des Stromes ohne jeden Zwischenhandel bis zur letzten Verbrauchsstelle. Da ausschließlich kommunale Beteiligungen bestanden, waren alle straßen- und wegebesitzenden Gemeinden involviert, die als öffentlich-rechtlicher Zweckverband gemeinnützig, allerdings mit eindeutigem Bekenntnis zur kaufmännischen Geschäftsführung auftraten.

Für das Bauvorhaben wurde unter drei möglichen wassernahen Standorten schnell ein hochwasserfreies Gelände in Kirchlengern an der unteren Else gewählt. Nach nur 10monatiger Bauzeit konnte bereits der erste Strom nach Herford und Bad Oeynhausen geliefert werden.

Erster Direktor des EMR wurde der mit Planung und Ausführung betraute Oberingenieur Willy Hoffmann. Landrat Franz von Borries übernahm den Vorsitz des kommunalen Aufsichtsrates. Nach Errichtung der Produktionsstätte in Kirchlengern wurde in den Jahren 1910 bis 1912 in Herford eine erste kaufmännische Verwaltung geschaffen. Die anfängliche Leistung bestand aus zwei Dampfturbinen mit 700 bzw. 1000 Kilowatt.

Zum Betrieb des Kraftwerkes verfeuerte man ausschließlich Magerfeinkohle aus der Zeche Ibbenbüren. Vom naheliegenden Bahnhof Kirchlengern wurde ein kurzer Gleisanschluss verlegt, auf dem ab 1928 eine werkseigene Lok den Kohlewaggonverkehr übernahm. Die Kühlwasserversorgung der Heizkesselanlage wurde aus der Else gespeist.

Die oberhalb der Else auf Sicht liegende Brausemühle besaß ein altes verbrieftes Stau- und Wassernutzungsrecht. Das Elsewasser durfte auf der gesamten Breite des Flusses zum Betrieb der Mühle genutzt und musste dem Fluss danach wieder zugeführt werden; dabei war das Fischleben allerdings nicht zu gefährden.

1914 beauftragte das EMR die Errichtung eines Elsestaues, um genügend Kühlwasser zu bevorraten. Eine zweite Erhöhung des Staurechtes wurde 1926 beantragt.

Der Brausemüller erhob jedes Mal Einspruch, da das Gewässergefälle seines Mühlenstaues zu seinem Nachteil verringert wurde. Eine Einigung wurde am Ende erzielt, indem das EMR das als Kühlwasser entnommene Elsewasser 200 m oberhalb der Brausemühle als angewärmtes Wasser wieder in den Fluss einleiten musste und die Mühle das Wasser ein zweites Mal nutzen konnte. Über einen in der Bahnhofstraße liegenden Kanal wurde das erwärmte Kühlwasser jenseits der Lübbecker Straße am sogenannten „Warmen Wasser“ wieder zugeführt. Außerdem lieferte das EMR der Brausemühle im Bedarfsfalle Strom für deren Kunden.

In der Folgezeit stieg der Bedarf an elektrischer Energie in allen Bereichen sprunghaft an. Die einstmals auf Privatinitiative bin gegründeten Gleichstromerzeuger in Herford, Minden, Porta, Nammen und Spenge wurden mit ihren örtlichen Leitungsnetzen übernommen. Das EMR wuchs zu einem bedeutenden Arbeitgeber. In Herford wurde 1927 die neue Hauptverwaltung an der Bielefelder Straße bezogen. Für das eigentliche Kraftwerk Kirchlengern konnte man mit Fug und Recht behaupten, dass die Jahre 1920 bis 1935 durch permanente bauliche Erweiterungen und Kapazitätsaufstockungen gekennzeichnet waren. Neue Dampfkessel, Turbogeneratoren, Pumpenanlagen, ein zweiter Schornstein sowie eine neue Kohlentransportanlage mit Kübelkatze wurden installiert.

Die Bevölkerung von Süd- und Kirchlengern war während dieser Jahrzehnte stürmischen Wachstums erheblichen Emissionen von Rauch, Ruß, Flugasche und Lärm ausgesetzt. Die Abluft verließ die Schornsteine völlig ungereinigt, der Dampfüberdruck entwich laut zischend den Ventilen und wurde unregelmäßig abgeblasen. Der Flugaschestaub belästigte permanent die Bevölkerung. Die Hausfrauen hängten ihre Wäsche erst auf, wenn die Rauchfahne über den Schornsteinen des EMR darauf schließen ließ, dass der Wind die Schmutzpartikel in eine entgegengesetzte Richtung trieb.

Erst 1954 sorgte ein Elektrofilter für eine erträgliche Flugstaubreduzierung. Um diese Zeit beschäftigte das Kraftwerk Kirchlengern insgesamt 249 Mitarbeiter und war somit ein wichtiger Arbeitgeber für Süd- und Kirchlengern. Durch spätere Rationalisierungen nahmen die Mitarbeiter nach 1965 mit 243 Beschäftigten über 1970 mit 190 Beschäftigten auf 1975 mit 97 Beschäftigten stetig ab.

Das EMR hatte sich mit den Stadtwerken Bielefeld und dem Elektrizitätswerk Wesertal dazu entschlossen, das Gemeinschaftskraftwerk Veltheim an der Weser zu errichten und in Betrieb zu nehmen. Das Werk an der Else fungierte nach 1965 nur noch als Spitzenlastkraftwerk. Es wurde auf Gasbefeuerung umgestellt und sichert ab 1975 lediglich noch die im Störfall vom Kraftwerksverbund benötigten Reserven.

Diese Umwidmung vom laufenden Produktionsbetrieb zum allzeit bereitstehenden Notfallversorger setzte eine Anpassung der Tätigkeitsmerkmale voraus und stellte die vor Ort tätigen Kraftwerker vor neue Anforderungen.

Ausblick

Zu Beginn des neuen Jahrtausends ist der bundesdeutsche Energiesektor von großräumigen Erzeugerzusammenschlüssen gekennzeichnet, um europäischen Wettbewerbsanbietern Paroli bieten zu können. Das EMR ist mit den anderen Regionalversorgern Bielefeld und Paderborn in die Diskussion gekommen. Man sucht starke Schultern als strategische Partner, verliert aber möglicherweise den Anschluss, wenn es nicht gelingt, kommunalpolitische Parteigrenzen zu überspringen. *

(aus: Chronik Südlengern, Verlag Drei Mühlen 2001)

* Inzwischen ist auch die Geschichte des EMR eine Geschichte aus der Vergangenheit.

Südlengeraner gab es schon in der frühen Bronzezeit

Eine der ältesten Siedlungen in Ravensberg

Die Eiszeit, die unserer Heimat ihr heutiges Gesicht gab, führte ihr auch die ersten Menschen zu. Unsere Kenntnisse über das Leben dieser ersten Bewohner sind nur spärlich. Für lange Jahrtausende, bis etwa in die Zeiten um Christi Geburt, stehen uns allein Bodenaltertümer zur Verfügung, um uns ein Bild von ihrem Dasein zu machen.


Urne aus der Bronzezeit

Die zuerst in Westfalen aufgetauchten, wahrscheinlich zu den Neandertalern zählenden Bewohner der sauerländischen Höhlen, die offenbar von Südwesten her als reine Jäger nach Deutschland vordrangen und sich später auf demselben Wege wieder zurückzogen oder untergingen, haben unsere Gegend nicht erreicht. Die nächsten Bewohner, die einer stärkeren und geistig begabteren Rasse zugehörigen Cromagnon- und Aurignac-Leute, stehen den heutigen Bewohnern Europas viel näher und bilden den Grundstock der auch Norddeutschland bewohnenden Rassen. Sie drangen allmählich bis etwa 6000 v. Chr. zum Teutoburger Wald vor, wo große Mengen von Feuerstein-Werkzeugen bei Bielefeld und Stapelage gefunden worden sind. Die bezeichnende Beschränkung auf Hänge und Täler des Gebirges wird verständlich, wenn man das feuchtwarme „atlantische“ Klima der Nacheiszeit in Betracht zieht. Der Mensch zog die lockeren Sandböden an den sonnigen Berghängen den schwer zu bearbeitenden lehmigen Niederungen, für die er gar keine geeigneten Geräte hatte, vor.

In der jüngeren Steinzeit, etwa seit dem 4. Jahrtausend v. Chr., wies Mitteleuropa bereits eine überwiegend sesshafte bäuerliche Bevölkerung auf, die in kleinen Dörfern wohnte. Man kannte feste Holz- und Fachwerkbauten. Getreide in verschiedener Form, z. T. Hülsenfrüchte, wurden angebaut, auch Flachs geerntet und zur Bekleidung verarbeitet. Mehrere Haustiere – Rind, Schwein, Schaf und Ziege – waren vertreten. Der Boden wurde mit Haken-, z. T. auch schon Sohlenpflügen bearbeitet. Pfeile und Lanzenspitzen aus dieser Zeit wurden am Doberg gefunden.

Auch sonst begegnen uns in der Umgebung massive und durchbohrte Steinhämmer dieser Epoche, die, wenn nicht mit Sicherheit auf eine dauernde Besiedlung, so doch zumindest auf eine vorübergehende Anwesenheit des Steinzeitmenschen schließen lassen.

Bis 2000 v. Chr. war unsere Heimat noch so gut wie menschenleer, während die benachbarten Osnabrücker und Tecklenburger Gebiete eine Fülle von Siedlungsspuren aufweisen. So sind auch in unserer engeren Heimat keine der Riesensteingräber erhalten, was allein durch Siedlungsleere zu erklären ist.

1934 fand man in Südlengern-Dorf eine Friedhofsanlage aus der Bronzezeit

Aus der frühen Bronzezeit stammen die meisten bei uns gefundenen Urnengrabstätten, z. B. zwischen Bünde und Südlengern auf dem Bünder Esch unweit der Else, wo man 1808 25 Urnen aufdeckte, und bei Südlengern selbst. Die Urnen gehören überwiegend zu den weit verbreiteten doppelkonischen Formen der Bronzezeit mit eckigem oder abgerundetem Umbruch. Teilweise ist das Oberteil eingezogen, die Öffnung oft klein. Einzelne der Urnen waren mit kleinen Beigefäßen versehen, sogenannten Tränenkrüglein, die ähnlich den großen Urnen geformt waren. Interessant ist es, dass bei Südlengern unter den Urnen zwei Gefäße waren, die Andeutungen von Buckeln aufwiesen. Darin liegt offenbar eine Einwirkung der Lausitzer Kultur vor, die an ihren keramischen Gefäßen schon in der Steinzeit derartige Buckel entwickelt hatte. Sie stellt eine eindeutig germanisch-nordisch bestimmte Kultur dar. Die germanischen Urnenfriedhöfe bevorzugen deutlich die Flussniederungen.

vollständiges Bild der Urne

Noch 1934 wurde von Prof. Langewiesche auf dem Lande des Gärtners Breitenbürger Nr. 205 in Südlengern-Dorf eine größere Friedhofsanlage aus der Bronzezeit aufgedeckt. Zahlreiche Urnen und Feuerstellen traten zu Tage. Die Urnen standen etwa 80 Zentimeter unter der heutigen Oberfläche, zum Teil von Steinen umgeben, zum Teil auch auf einem Steinpflaster. In einer Urne fand sich eine Bronzefibel, deren Dorn schon aus Eisen war (Ringfibel). Eine Armbrustfibel war ganz aus Bronze. Auch eine Sigillata-Schüssel aus schwarz gewordenem roten Ton konnte gefunden werden. Die meisten der in unserer Gegend gefundenen Stücke dieser Importware stammen aus Rheinzabern.

Die auf dieser Seite abgebildeten Urnen befinden sich im Museum Bünde.

Der Wechsel der Siedlungsplätze, der gegenüber der vorhergehenden Zeit eingetreten war, findet seine Begründung wiederum in einem Klimawechsel. Statt des feuchtwarmen Wetters der Steinzeit herrschte jetzt ein „boreales“, trockenes Klima. Das waldige Hügelland blieb dagegen nun siedlungsarm.

Aus der folgenden Eiszeit, die sich unmerklich zu Beginn des 1. Jahrtausends v. Chr. anbahnte, sind uns, teils infolge der Vergänglichkeit des Materials, nur wenige Funde überliefert. Es unterliegt aber keinem Zweifel, dass wesentliche Veränderungen in der Besiedlung nicht stattgefunden haben. So ist für Südlengern eine ununterbrochene Besiedlung, zumindest seit der frühen Bronzezeit, mit Sicherheit anzunehmen. Das Dorf gehört damit zu den ältesten Siedlungen des Ravensberger Landes.

(aus Festschrift „800 Jahre Südlengern“, abgedruckt in Chronik Südlengern)

Lebendiger Adventskalender in Südlengern

Seit 2006 gibt es die Aktion „Lebendiger Adventskalender“ in Südlengern. Sie ist fester Bestandteil der dörflichen Gemeinschaft in der Adventszeit geworden.

Die Lutherkirche spielt eine besondere Rolle. An den Adventssonntagen öffnete sich dort zu den Gottesdiensten ein „Türchen“. An allen Werktagen, übernehmen Familien oder Vereine aus Südlengern die Rolle des Gastgebers. Sie kennzeichnen ihre Häuser mit einer Glocke, die das Datum des betreffenden Tages trägt, und gestalten ein Fenster mit weihnachtlichem Schmuck zum „Türchen“ des Adventskalenders.

Die kleinen Adventsfeiern dauern etwa eine halbe Stunde. Sie beginnen mit einer vorweihnachtlichen Geschichte. Miteinander werden vertraute Advents- und Weihnachtslieder gesungen, bevor es sich zu heißem Getränk und weihnachtllichem Gebäck gemütlich plaudern lässt.


lebendiger Adventskalender

Wie viele schöne Weihnachtserzählungen und Gedichte es gibt! Wie unterschiedlich sie doch sind: Da sind die romantisch verklärten, ans Herz rührenden Geschichten, die ein kleines oder großes Weihnachtswunder beschreiben. Andere Texte vermitteln die Botschaft der Weihnacht nüchterner und dringen damit vielleicht eher zum Kern der Dinge vor.

Bei Weihnachtsliedern ist es ähnlich. Nur wenige mögen wohl immer wieder Lieder singen wie „Am Weihnachtsbaume“ oder „Süßer die Glocken nie klingen“. So gibt es beim „Lebendigen Adventskalender“ auch neue Lieder zu hören, bei denen es auf Anhieb Spaß macht, sie kennen zu lernen.

Rückschau auf den lebendigen Adventskalender 2011

Adventskalender 2011

Nachdem es in den ersten Jahren hauptsächlich Familien aus Südlengern-Dorf waren, die zum „Lebendigen Adventskalender“ eingeladen hatten, gehören seit 2009 regelmäßig auch Familien aus dem Ortsbereich Südlengerheide zu den Gastgebern. Und überall finden sich an den Adventstagen viele Gäste ein.

Adventskalender

Mit den „Weihnachtslichtern“ stimmt die Dorfgemeinschaft „Südlengern aktiv“ am 26. November 2011 ab 17.00 Uhr auf die Advents- und Weihnachtszeit ein. Auf dem Festplatz am Schimmelkamp werden die Lichter am großen Christbaum angezündet. Der CVJM-Posaunenchor sorgt für den musikalischen Rahmen. Am 27. November, dem 1. Advent, ist die Lutherkirche zum ersten Mal, wie auch am 3. und 4. Advent, Anlaufstelle zum Adventskalender. Ausnahme ist 2011 der 2. Advent: Dann findet der Adventsgottesdienst, verbunden mit einem Konzert aller Chöre der Lydiagemeinde, um 11.00 Uhr in der Pauluskirche Bünde statt.

Adventskalender 2011

Den ganz Kleinen bleibt zuweilen verborgen, was die Erwachsenen an diesem Treiben fasziniert. Doch Mami und Papi, Oma und Opa genießen Tee, Glühwein, Gebäck ebenso wie das Gespräch mit Nachbarn und Freunden und die Momente der Besinnung und inneren Einkehr. Am Ende bleibt wohl wieder die Frage: Was machen wir im Januar? So etwas muss doch weitergehen! – Geht es auch. Aber natürlich erst, wenn die nächste Adventszeit naht!

Boßelturniere des Gartenbauvereins Südlengern

5. Boßelturnier am 10. September 2011

Nicht nur in Ostfriesland sind Boßelturniere der „Renner“. Sport, Spiel, Spannung und Spaß in freier Natur finden auch Ostwestfalen toll, und so waren die Boßelturniere in Südlengern immer ein voller Erfolg!


Hier der aktuelle Bildbericht über das Boßelturnier am 10. September 2011:

„Ausrutscher“, Bauchlandung und Boßelspaß

Wie machen die vom Gartenbauverein Südlengern das bloß? Auch beim 5. Boßelturnier (Sa, 10.9.2011) lachte die Sonne vom Himmel, obwohl es an den Tagen zuvor noch heftige Schauer gegeben hatte. Vorsitzender Erwin Schulz grinste breit, als er nach seinem guten „Draht“ zu Petrus befragt wurde.  Sechs Mannschaften gingen an den Start, jeweils zwei Teams spielten mit- und auch gegeneinander. Die Schiedsrichter Ralf Mailänder, Jürgen Deppe  und Volker Detzmeier bestimmten den Ablauf. Auf holperigen Graswegen verhielten sich die blauen Kunststoffkugeln recht eigensinnig. Eine wäre fast im Brandbach gelandet, doch zum Glück hatte der am Brückengeländer postierte Mitspieler aufgepasst. Die eine oder andere Kugel landete im angrenzenden Acker oder Seitengraben, eine sogar in der elektrozaunbewehrten Pferdekoppel. Auf dem Foto überlegen die Koppelbewohner offenbar noch, ob sie das „blaue Ding“ wieder rausrücken sollen.

Sieger des Bosselturniers 2011

Es galt, den Boßelparcours von rund 3 Kilometern mit möglichst wenigen Würfen zu überwinden. Doch Vorsicht war geboten, denn für jeden „Ausrutscher“, Schlafmützigkeit, unüberlegtes Vorpreschen oder auch das Anmeckern der Schiedsrichter gab es Strafpunkte. Bauchlandungen waren erlaubt, um die Kugel vom Seitenstreifen zu angeln und wieder „auf Strecke“ zu bringen.

In diesem Jahr mit dabei die Mannschaften der AWO Südlengern, der „Strickerinnen“, der „Rumkugeln“, die „Föhrer“, der Kegelverein und die Feuerwehr-Löschgruppe Südlengern.

Sieger war am Ende die Mannschaft der Feuerwehr. Den 2. Platz belegte die Gruppe „Rumkugeln“ vor den „Föhrern“. Das Siegerfoto zeigt Ulli Erdbrügger mit seinem Gewinnerteam, drei Damen der „Rumkugeln“ und einen Vertreter der „Föhrer“ mit ihren Preisen, außerdem die drei Schiedsrichter und den Vorsitzenden Erwin Schulz.

Wie gewohnt, war an der Grillhütte für das leibliche Wohl bestens gesorgt. Und das herrliche Wetter trug seinen Teil dazu bei, dass in fröhlicher Runde bis in den Abend hinein gefeiert wurde!

Pizza backen, Lichterfrösche basteln, erste Südlengerner Zauberstunde und mehr …

Tolle Workshop-Ideen für ihre Sprößlinge hatten die Eltern der Grundschulkinder in Südlengern-Dorf. Ihnen ging es darum, das Angebot der Schule noch attraktiver zu gestalten. Warum nicht eigene Talente nutzen und mit dem Kindern ein paar schöne Stunden zu verbringen? Der Schulverein übernahm die Organisation.


Die Begeisterung war groß, und so geht es weiter. Vor den Sommerferien. Aber auch für das neue Schuljahr hat der Schulverein schon vieles geplant. Sogar Korbflechten und ein Besuch beim Imker stehen dann auf dem Programm!


Bastel-AG mit Petra und Claudia

Die beiden Mütter bastelten mit den Kindern Lichterfrösche (aus Pappmaschee geformt, von innen beleuchtet) und Vasen für den Muttertag. Für die Vasen wurden Marmeladengläser mit Gipsbinden „in Form“ gebracht, bemalt und mit bunten Materialien beklebt. Die Jungs aus der 2. Klasse waren besonders eifrig dabei. Erstaunlich die Fingerfertigkeit der Mädchen aus Klasse 1. Spaß hatten alle. Schade, dass die vier Stunden schon vorbei waren …


Koch-AG mit Silke und Anja

Die Mädchen und Jungen zeigten großes Talent zum Kochen. Nach Brutzelei und Anrichten machte sogar das eher lästige Geschirrspülen Spaß. Und dass es am Ende prima schmeckte, ist unten rechts deutlich zu sehen!


Kreativ-Werkstatt mit Björna

Geradezu zauberhaft verliefen die vier Treffen: mit „Zauberkugeln“ am ersten und einer „Südlengerner Zauberstunde“ (Zauberschnüre und Schnitzen eines Zauberstabs) am dritten Tag. „Zauberkugeln“ entwickelten sich aus Murmeln, um die mit viel Seifenlauge, Geduld und Liebe farbige und dicke Wollschichten gefilzt wurden. Am zweiten Tag formten sich aus Gipshandabdrücken im Sand schöne Geschenke zum Muttertag. Am letzten Tag ging’s tierisch zu: es galt, einen Igel zu basteln und eine Schlange aus Holunder!


Leichtathlethik-AG mit Heike

Ganz schön anstrengend, macht aber Spaß!


Back-AG: Pizzabacken mit Dirk und Veronika

Pizza-Taxi ist die eine, Pizza-Selbermachen die andere Sache. Die Jungen und Mädchen finden eindeutig das Selbermachen besser und sind mit Feuereifer bei der Sache. Nach dem Vergnügen kommt der Abwasch, bevor alle sich stolz mit ihrer fertigen Pizza präsentieren! Die AG läuft noch: erstaunlich, was man alles backen kann

Neue Holzbrücke führt an der Brausemühle über die Else

Das Dorfbild Südlengerns ist um eine weitere kleine Attraktion reicher geworden! Die neue Holzbrücke an der Brausemühle ist freigegeben und benutzbar. Zur Zeit laufen noch die Arbeiten an der weiteren Wegeführung ins Dorf, die früher über das Privatgrundstück der Familie Schürmann führte, nun aber an der Elsestraße gegenüber der Bäckerei Berg enden soll.


Brückeneinweihung

Am 9. Juli 2010 war es so weit. In einer offiziellen Feierstunde wurde die neue Holzbrücke über die Else eingeweiht. Damit ist auch die ökologische Umgestaltung der Else an der Brausemühle erfolgreich beendet worden. Bürgermeister Rüdiger Meier und Michael Heidkamp, Vorstandsmitglied von E.ON Westfalen Weser, zerschnitten symbolisch das Band.

Hunderttausend Millionen Bücher?

Südlengerner Kinder besuchen Gemeindebücherei Kirchlengern

(Text: Willi Fleddermann, Fotos: Dirk Schlüter)

Büchereileiterin Michaela Nagel bereitete den Kindern der Klasse 2b der Grundschule Südlengern-Dorf mit ihrer Lehrerin Silke Bode einen herzlichen Empfang. An diesem Vormittag Anfang Mai 2010 waren aus der Elternschaft Nina Kleimann und Dirk Schlüter beim Besuch der Gemeindebücherei Kirchlengern dabei.


BüchereiBücherei

„He, wir kennen uns doch schon!“ Einige der Mädchen und Jungen gehörten bereits zum festen Leserstamm und fühlten sich gleich wie zu Hause. Alle hörten gespannt zu, was Michaela Nagel zu berichten wusste. Was man hier ausleihen konnte? Bücher natürlich! Aber auch DVD’s und Kassetten zum Anschauen und Zuhören. Und PC-Spiele!

„Was meint ihr, wie viele Bücher wir haben?“ O Mann, da standen ja eine ganze Menge rum. „Hunderttausend Millionen!“, vermutete einer. Na, das war nun doch ein bisschen übertrieben, 9000 aber deutlich zu wenig. So um die 16.000 sind es, verriet Michaela Nagel, und davon eine ganze Menge in der Kinderabteilung. „Und was interessiert euch am meisten?“ Pferdebücher, na klar. Lou und Lakritz zum Beispiel. Oder „Hexe Lili“. Technik! Piraten! Erdgeschichte! Saurier …

Bücherei

Die Bücher kann man kostenlos für 4 Wochen ausleihen, das andere für 2 Wochen. Ob die Großen darauf achten, dass die Bücher pünktlich zurückkommen? „Meine Oma tut das nicht“, sagt ein Mädchen entschieden, „da muss ich alleine aufpassen.“ – „Da muss ich was bezahlen“, weiß ein Junge für den Fall, dass der Rückgabetermin überschritten wurde. Stimmt. Es gibt einen netten Brief als Erinnerung, aber das kostet dann 50 Cent pro Buch.

Nun ging’s ans Stöbern. Viele Mädchen suchten tatsächlich Pferdebücher aus. Jana blätterte in „Willi will’s wissen“. Spannende Fragen gab’s da: „Wie lange bleibt ein Äffchen bei seiner Mutter?“ zum Beispiel. Bei den Jungs lockten vor allem Autos, Technik und Natur. Tom begann gleich zu lesen: „Was passiert unter der Erde?“

Am Ende konnten Michaela Nagel und ihre Kollegin Lilia Laas gleich neue Leserausweise ausstellen, damit spannende Lektüre mitgenommen werden durfte. Und eine tolle Geschichte gab’s noch: „Wie der Leopard seine Flecken bekam“! Wetten, dass es keine 4 Wochen dauert, bis die kleinen Leseratten etwas Neues zum Lesen brauchen?

Lustiges und Lehrreiches aus dem Koffer

Grundschule Hunnebrock übergibt Leseförderungs-Projekt an Südlengerheide

Bericht der NW Bünde vom 30.4.2010 (Text und Foto: Felix Eisele)

Die „Zeitdetektive“ sind ganz große Favoriten. Auch die Knickerbockerbande und die Olchis kommen bei den Schülern der Grundschule Hunnebrock gut an. Wie gut, dass all diese Geschichten im großen Lesekoffer vorhanden waren, den die kleinen Bücherfreunde in den vergangenen zwei Monaten ihr Eigen nennen durften. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, ob ihre Pendants von der Grundschule Südlengerheide einen ähnlichen Geschmack haben, denn gestern ging der Lesekoffer an sie über.


Wobei es sich eigentlich nicht um einen Koffer handelt, sondern um sieben bis zum Rand mit Büchern gefüllte Kisten. Bereit gestellt hat sie die Buchhandlung „Burmester Lesezeichen“, die das von den Verlagen Ravensburger und Oettinger unterstützte Projekt im vergangenen Oktober startete. Das Konzept ist dabei denkbar einfach: Acht Wochen lang lagern die Bücherkisten in Grundschulen, für jeden Jahrgang sind 60 Bücher enthalten. Die Schüler können die Werke entleihen, führen ein Lesetagebuch, ziehen am Ende Bilanz und erstellen eine „Top Ten“ der beliebtesten Schmöker. Anschließend wird das Projekt „Lesekoffer“ im Rahmen einer kleinen Übergabe-Party an die nächste Grundschule weiter gegeben.

Gestern war es wieder so weit, als sich die Hunnebrocker Grundschüler in der Buchhandlung zum Austausch mit der Grundschule Südlengerheide trafen und dabei von ihren Erfahrungen erzählten. „Ich habe in der Zeit drei Bücher gelesen“, berichtete ein Hunnebrocker Schüler stolz, „sie waren alle spannend und lustig“. „Na hoffentlich“, äußerte eine Schülerin aus Südlengern ihre Skepsis. Schließlich lese sie auch privat gerne, „am liebsten Harry Potter“.

Die Hunnebrocker Lehrerin Monika Kammann-Neier konnte nur Gutes berichten: „In den Kisten sind wunderbare Bücher und die Kinder waren immer eifrig dabei.“ Auch ihre Kollegin Ute Meier aus Südlengern ist guter Dinge, dass die Schüler durch die Aktion zum Lesen angeregt werden. Zu diesem Zweck sei die Aktion auch ins Leben gerufen worden, meint Buchhändlerin Heidrun Müller. „Kinder muss man schließlich früh fürs Lesen begeistern.“

An welche Grundschule der Lesekoffer als nächstes übergeben wird steht indes noch nicht fest. „Interessierte Schulen dürfen sich gerne melden“, wirbt Filialleiter Sebastian zur Heide.

(Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Freitag 30. April 2010)