Grundschule Südlengerheide wehrt sich gegen Bevormundung durch Kommunalbetriebe
Bericht de NW Bünde am 5.10.2009 von Karl-Hendrik Tittel (Text und Foto)
An der Grundschule Südlengerheide mag man es bunt und fröhlich. Nun wird allerdings befürchtet, dass es dort zukünftig ein wenig trister aussehen könnte. Denn in den Herbstferien werden die vier großen Fensterfronten der Einrichtung durch neue ersetzt. Was Eltern und Lehrer ärgert: Die Kommunalbetriebe Bünde hätten die Schule zu keiner Zeit in offizieller Form über die Art der Renovierung unterrichtet und in „selbstbestimmender“ Weise die Farbwünsche der Schule ignoriert.
Dabei handelt es sich um die Fensterfronten, deren Rahmen vor drei Jahren durch Mitglieder des Fördervereins, der Schulplfegschaft und der Schulleitung farbig gestrichen wurden. Dass die alten, einfachverglasten Scheiben im Zuge energetischer Maßnahmen durch moderne ersetzt werden, wird von der Schulleitung begrüßt.
Empört sind Kollegium und Eltern aber über die Art und Weise, wie deren Wünsche in punkto Farbgestaltung von den Kommunalbetrieben Bünde (KBB) übergangen wurden. „Wir wurden gar nicht offiziell informiert“, sagt Rektor Karl Tittel. Daraufhin seien den KBB die Farbwünsche der Schule bei mehreren Gelegenheiten in telefonischer und mündlicher Form übermittelt worden. Zuletzt hätten Mitarbeiter der KBB bei einem Ortstermin den Wunsch nach farbigen Rahmen mit der Begründung abgelehnt, dass das von ihnen bestimmt werde und die Standardfarbe für die Grundschule Südlengerheide Weiß sei.
„Nun möchten wir gerne einmal wissen, wann und von wem ein solcher Beschluss, der Weiß als Standardfarbe vorsieht, gefasst wurde“, so Schulpflegschaftsvorsitzender Frank Sanker. Wenn dem so wäre, wie könne es dann sein, dass die Stadt es akzeptiert hat, dass die Flurfenster im Jahre 2006 in den Farben Rot, Gelb und Blau gestrichen wurden? Überdies sei die Bitte der Schule von den KBB mit dem Argument vom Tisch gefegt worden, dies sei unbezahlbar. „Was ist denn jetzt richtig, Standardfarbe Weiß oder unbezahlbar?“, wundert sich Kai Vortriede, Mitglieder der Schulkonferenz.
„Eine individuelle Farbgestaltung bedeutet einen Mehraufwand“, so Thomas Breuer, technischer Angestellter bei den KBB. Das Investitionsvolumen für die Fenstersanierung in der Grundschule belaufe sich auf zirka 100.000 Euro. Nur die Materialkosten für die Rahmenfarbe würde mit fünf bis zehn Prozent mehr Kosten zu Buche schlagen, dazu käme ein organisatorischer Mehraufwand.
Zu dem Vorwurf von Schulleitung und Eltern, die KBB sei in „selbstbestimmender und arroganter Weise“ nicht auf die Wünsche der Schule eingegangen, wollte sich Breuer nicht äußern; er sei kein Entscheidungsträger. Diese aber waren auch nach wiederholten Versuchen nicht zu erreichen.
„Generell haben wir Beschlüsse aus der Politik, die einen bestimmten Kostenrahmen vorsehen“, so Bürgermeisterin Anett Kleine-Döpke-Güse auf Anfrage der NW. Sie räumte aber ein, zum momentanen Zeitpunkt nicht über genaue Details im Bilde zu sein. „Aus persönlicher Sicht würde ich es für richtig halten, wenn im Vorfeld mit der Schule gesprochen wird und ihr bei kleineren Wünschen, die im Kostenrahmen bleiben, entgegenzukommen. Es sei denn, es sprechen bautechnische Gründe dagegen.“ Beiden Parteien empfiehlt sie, kurzfristig das Gespräch zu suchen.
Die Schulkonferenz der Grundschule hat jetzt einstimmig beschlossen, die KBB nocheinmal in Bezug auf die farbliche Gestaltung der Fensterfronten hinzuweisen, um vielleicht doch noch eine dahingehende technische Umsetzung zu ermöglichen. Mit Weiß ist eine insbesondere für eine Grundschule wichtige Wohfühlatmosphäre und eine kindgerechte Raumgestaltung nicht möglich, so Tittel. „Wir wären auch bereit, die weißen Rahmen in Eigenleistung mit farbiger Folie zu bekleben, wenn die Stadt diese zur Verfügung stellt“, so Vortriede. „Das müsste man genauer prüfen, aber zumindest in der Theorie wäre es denkbar“, sagt Breuer.
(Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Montag 5. Oktober 2009)