von Hans Depke
Wenn sich zwei einig geworden waren, entweder durch persönliche Bekanntschaft oder durch befreundete Vermittler, wurde die Verlobung gefeiert. Dazu wurde unter Zeugen ein mündlicher Ehevertrag geschlossen. Hierbei erörterte man die einschlägigen Verhältnisse. Der Vater des Bräutigams gibt die Größe seines Hofes und seine Schulden, der Brautvater das Vermögen seiner Tochter an.
Als Hochzeitsgeschenk wurden gewöhnlich noch ein Pferd, eine Kuh oder ein Schwein, ein Fuder Roggen, einige Seiten Speck und dergleichen ausbedungen.
Die beiderseitigen Mütter nahmen an den Beratungen nicht teil, sie hatten dafür zu sorgen, dass zum Abschluss ein starker Kaffee und eine gehörige Portion Pfannkuchen als Imbiss zur Verfügung standen.
Die Verlobung wurde auf seltsame Weise bekannt gemacht: Bei Erwachen am anderen Morgen sehen die Dorfbewohner die ganze Straße entlang Häcksel gestreut und erfahren bald die Namen der Verlobten.
Am Hochzeitsmorgen wird der Brautwagen, ein langer Leiterwagen, hergerichtet. Den letzten Teil des Wagens nimmt das Brautbett ein, das von der Mutter der Braut ausgiebig mit selbstgesammelten Federn gestopft ist.
Vorn auf dem Wagen sitzt die Mutter und die älteste Tante der Braut. Jede hält ein neues, mit schönen Sprüchen verziertes Spinnrad, das sie der Braut als Sinnbild des häuslichen Fleißes übergeben. Empfangen werden nunmehr Abgesandte des Bräutigams, die in Versform verkünden, dass im Hochzeitshause alles bereit ist und man der Ankunft des Brautwagens mit Freuden entgegensieht.
Hier angekommen wird, nach Erledigung zahlreicher Förmlichkeiten, mit dem Abladen des Brautwagens begonnen.
Es folgte die Hochzeitsfeier, bei der im vergangenen Jahrhundert Musik und Tanz verpönt waren. Wohl aber bildete sich im Verlauf des Tages ein Kreis von Sängerinnen und Sängern, die mit geistlichen Volksliedern die Bedeutung des Tages feierten.