Farbiger Protest gegen Sanierung

Grundschule Südlengerheide wehrt sich gegen Bevormundung durch Kommunalbetriebe

Bericht de NW Bünde am 5.10.2009 von Karl-Hendrik Tittel (Text und Foto)

An der Grundschule Südlengerheide mag man es bunt und fröhlich. Nun wird allerdings befürchtet, dass es dort zukünftig ein wenig trister aussehen könnte. Denn in den Herbstferien werden die vier großen Fensterfronten der Einrichtung durch neue ersetzt. Was Eltern und Lehrer ärgert: Die Kommunalbetriebe Bünde hätten die Schule zu keiner Zeit in offizieller Form über die Art der Renovierung unterrichtet und in „selbstbestimmender“ Weise die Farbwünsche der Schule ignoriert.


Dabei handelt es sich um die Fensterfronten, deren Rahmen vor drei Jahren durch Mitglieder des Fördervereins, der Schulplfegschaft und der Schulleitung farbig gestrichen wurden. Dass die alten, einfachverglasten Scheiben im Zuge energetischer Maßnahmen durch moderne ersetzt werden, wird von der Schulleitung begrüßt.

Empört sind Kollegium und Eltern aber über die Art und Weise, wie deren Wünsche in punkto Farbgestaltung von den Kommunalbetrieben Bünde (KBB) übergangen wurden. „Wir wurden gar nicht offiziell informiert“, sagt Rektor Karl Tittel. Daraufhin seien den KBB die Farbwünsche der Schule bei mehreren Gelegenheiten in telefonischer und mündlicher Form übermittelt worden. Zuletzt hätten Mitarbeiter der KBB bei einem Ortstermin den Wunsch nach farbigen Rahmen mit der Begründung abgelehnt, dass das von ihnen bestimmt werde und die Standardfarbe für die Grundschule Südlengerheide Weiß sei.

„Nun möchten wir gerne einmal wissen, wann und von wem ein solcher Beschluss, der Weiß als Standardfarbe vorsieht, gefasst wurde“, so Schulpflegschaftsvorsitzender Frank Sanker. Wenn dem so wäre, wie könne es dann sein, dass die Stadt es akzeptiert hat, dass die Flurfenster im Jahre 2006 in den Farben Rot, Gelb und Blau gestrichen wurden? Überdies sei die Bitte der Schule von den KBB mit dem Argument vom Tisch gefegt worden, dies sei unbezahlbar. „Was ist denn jetzt richtig, Standardfarbe Weiß oder unbezahlbar?“, wundert sich Kai Vortriede, Mitglieder der Schulkonferenz.

„Eine individuelle Farbgestaltung bedeutet einen Mehraufwand“, so Thomas Breuer, technischer Angestellter bei den KBB. Das Investitionsvolumen für die Fenstersanierung in der Grundschule belaufe sich auf zirka 100.000 Euro. Nur die Materialkosten für die Rahmenfarbe würde mit fünf bis zehn Prozent mehr Kosten zu Buche schlagen, dazu käme ein organisatorischer Mehraufwand.

Zu dem Vorwurf von Schulleitung und Eltern, die KBB sei in „selbstbestimmender und arroganter Weise“ nicht auf die Wünsche der Schule eingegangen, wollte sich Breuer nicht äußern; er sei kein Entscheidungsträger. Diese aber waren auch nach wiederholten Versuchen nicht zu erreichen.

„Generell haben wir Beschlüsse aus der Politik, die einen bestimmten Kostenrahmen vorsehen“, so Bürgermeisterin Anett Kleine-Döpke-Güse auf Anfrage der NW. Sie räumte aber ein, zum momentanen Zeitpunkt nicht über genaue Details im Bilde zu sein. „Aus persönlicher Sicht würde ich es für richtig halten, wenn im Vorfeld mit der Schule gesprochen wird und ihr bei kleineren Wünschen, die im Kostenrahmen bleiben, entgegenzukommen. Es sei denn, es sprechen bautechnische Gründe dagegen.“ Beiden Parteien empfiehlt sie, kurzfristig das Gespräch zu suchen.

Die Schulkonferenz der Grundschule hat jetzt einstimmig beschlossen, die KBB nocheinmal in Bezug auf die farbliche Gestaltung der Fensterfronten hinzuweisen, um vielleicht doch noch eine dahingehende technische Umsetzung zu ermöglichen. Mit Weiß ist eine insbesondere für eine Grundschule wichtige Wohfühlatmosphäre und eine kindgerechte Raumgestaltung nicht möglich, so Tittel. „Wir wären auch bereit, die weißen Rahmen in Eigenleistung mit farbiger Folie zu bekleben, wenn die Stadt diese zur Verfügung stellt“, so Vortriede. „Das müsste man genauer prüfen, aber zumindest in der Theorie wäre es denkbar“, sagt Breuer.

(Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Montag 5. Oktober 2009)

Barriere aus der Else geräumt

In sechs Wochen soll das Wehr an der Brausemühle Geschichte sein

Bericht der NW Bünde am 19.8.2009 von Patrick Menzel (Text und Foto)

Diskutiert wurde seit vielen Jahren. Jetzt geht es zügig voran mit dem Rückbau des Elsewehrs an der Brausemühle in Südlengern. Schon in sechs Wochen soll die Else durch ihr neues Bett fließen – und mit ihr künftig auch „barrierefrei“ Fische und Kanufahrer.


 Brausemühle

„Wir liegen gut im Zeitplan“, sagte Bauleiter Hermann Koers gestern im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Das seit 1930 bestehende Wehr sei bereits demontiert und ein Wall aus Steinen aufgeschüttet, beschreibt er den Fortschritt der Bauarbeiten. Mit dem einfachen Abriss des Wehrs ist es allerdings nicht getan. Die Else wird künftig etwa 20 Meter oberhalb der einstigen Anlage über eine Schwelle fließen. „An die Schwelle schließt sich eine so genannte Sohlgleite – eine flache Rampe im Wasser – mit einem Meter Gefälle auf 25 Metern Flussstrecke sowie eine gesonderte Rinne, die von Kanufahrern oder auch von Fischen selbst bei Niedrigwasser genutzt werden kann, an“, erläuterte Koers. Im Fall von Hochwasser steht künftig eine etwa ein Meter tiefe Flutmulde nördlich der Else als Auffangbecken für überschüssiges Wasser bereit. „Für den Bau der Flutmulde müssen rund 4.500 Kubikmeter Boden ausgehoben und abtransportiert werden“, so Koers.

Beseitigt wird durch die Renaturierungsmaßnahme, deren erste Planungen bereits vor zwölf Jahren vom Werre-Wasserverband und dem Eon-Vorgänger Elektrizitätswerke Minden-Ravensberg (kurz EMR) in Angriff genommen worden waren, eine kaum überwindbare Barriere für Wasserlebewesen. „Durch den Höhenunterschied von rund zweieinhalb Metern war das Wehr ein unüberwindbares Hindernis für Fische und manche Insekten“, erklärte Joachim Gesch, Geschäftsführer des Werre-Wasserverbandes, beim ersten Spatenstich im Mai. Der Verband ist seit Jahren mit allen Details des Brausemühlen-Wehrs vertraut und hat somit auch die Federführung beim Rückbau der Anlage übernommen. Die Kosten für diese umfangreiche Baumaßnahme (rund 850.000 Euro) teilen sich das Land NRW und Hauptsponsor Eon. In Südlengern stoßen die Bauarbeiten auf großes Interesse. „Hier hat sich ja schon richtig viel getan. So langsam lässt sich erahnen, wie es hier einmal aussehen wird“, sagte eine Spaziergängerin, die gestern Nachmittag einen neugierigen Blick durch den Bauzaun warf. Geht es nach Bauleiter Hermann Koers, sollen bereits Ende September Bauzäune und Bagger verschwinden und die Arbeiten beendet sein.

Die Brausemühle an der Else ist ein Bauwerk mit Jahrhunderte langer Geschichte. Mit Wasserkraft wurde dort einst Strom gewonnen, bevor dies einige hundert Meter entfernt im einstigen EMR-Kraftwerk im größeren Stil geschah. Zwischen Brausemühle und Kraftwerk gab es zuvor eine innige Verbindung. Das Kraftwerks-Kühlwasser wurde aus der Else abgeleitet und dann dorthin zurückgeführt, um der Brausemühle weiter die Versorgung großer Teile Südlengerns mit Strom zu gewährleisten. 1963 aber wechselten Brausemühlen-Leitungsnetz und Anlage endgültig den Besitzer. Das EMR übernahm die Stromversorgung, schloss sich dann mit Eon Westfalen-Weser zusammen.

Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Mittwoch 19. August 2009

„Die weiße Frau …“: Südlengern aktiv erkundet

Projekt der Klasse 3 der Grundschule Südlengern-Dorf

Bericht von Dörthe Schmidt, Willi Fleddermann und Kindern der Klasse 3a
(September 2009)

Raum und Umwelt, Zeit und Kultur sind Teilbereiche des Sachunterrichts der Grundschule. Typische Strukturen des Schulortes und der Region zu erkunden, machten sich die Schülerinnen und Schüler der Klasse 3a der Grundschule Südlengern-Dorf an zwei Wandertagen auf den Weg durch Südlengern. Was ihr Schul- und Wohnort so zu bieten hat, erarbeiteten sie mit ihrer Klassenlehrerin Dörthe Schmidt.


bei "Rüters Friedhof"

An der Brausemühle und am Rüterfriedhof wusste Willi Fleddermann vom Verein „Südlengern aktiv“ spannende Geschichten aus der Südlengerner Chronik zu erzählen. Vom „Brausemüller“ war die Rede, der eine Wassermühle betrieb und den Strom ins Elsetal brachte, und der es gar nicht gern mochte, wenn Kinder sich beim Baden in der Nähe des Brausemühlenwehrs in Gefahr begaben. Auch die beiden anderen Mühlen in Südlengern,  Elsemühle und Brandmühle, hatten für den Ort über Jahrhunderte hinweg eine große Bedeutung.

Das Bild des Reesbergs wird heute von der Mülldeponie entscheidend mitgeprägt. Erstaunt hörten die Kinder, dass der Bau der Autobahn zwischen Osnabrück und Bad Oeynhausen eng mit der Entstehung der Deponie zusammenhängt. Ach ja … wer weiß heute noch, dass es in Südlengern eine „Singende Brücke“ gab, die sogar ein Fernsehteam des WDR hierher lockte?

Das Rütersche Erbbegräbnis liegt am Fuße des Reesberges in einem Waldstück, das noch heute „Rüters Fichten“ heißt. Von diesem kleinen Friedhof und dem alten Rüter erzählt man sich in Südlengern so allerhand. Sogar eine Gespenstergeschichte, die gottseidank ein gutes Ende nimmt, ist dabei. Die geheimnisvolle weiße Frau, über die in der Chronik mehr zu finden ist, beeindruckte die Kinder sehr. „Die Geschichte war super“, meinte Yannik, und seine Mitschüler stimmten zu.

Sturzbach aus marodem Wehr

Vereine und Anlieger beunruhigt über niedrigen Wasserstand der Else

Bericht der NW Bünde am 28.7.2009 von Andrea Rolfes (Text) und Patrick Menzel (Foto)

Wer sich die Mühe macht, das Flussufer gegenüber der Elsemühle hinabzusteigen, sieht es mit eigenen Augen: Das Wehr leckt. Aus breiten Spalten strömt das Wasser, was dafür sorgt, dass die Else oberhalb der Stauanlage zu viel Wasser verliert. Dafür verantwortlich sind laut Bündes Gewässerfachmann Christoph Wittler Konstruktionsfehler und der marode Zustand der Anlage. Die Folgen beunruhigen vor allem Angler, Kanuten und Anwohner.

Sie alle fordern, dass das Wehr repariert und der Wasserstand des Flusses auf das ursprüngliche Niveau gebracht wird. Die Gründe dafür sind vielfältig. Den Anwohnern geht es vor allem um den Anblick. Etwa 40 Zentimeter tiefer als sonst fließt das Wasser derzeit durch das Elsebett. Was dazu führen könne, das die ufernahe Vegetation leide, so Anwohner Dr. Karl-Walter Decius. Schon jetzt seien an den Böschungen trockene Baumwurzeln zu sehen.

Die Angler sorgen sich hingegen um die Fischbestände. Martin Schmengler, Vorsitzender des Bünder Sportangelvereins, macht das Problem an den Kleinstlebewesen fest, von denen sich die Fische ernähren: „Je kleiner die Wassermenge, desto geringer ist der Nährstoffbereich. Es wachsen nicht mehr so viele Algen, die Zahl der Kleinstlebewesen sinkt, und die Fische werden nicht mehr satt“, sagt er. Noch sei die Else ein artenreiches Gewässer. Das könne sich allerdings ändern, wenn der Wasserstand langfristig so niedrig bliebe. Für die Kanuten wäre das ebenfalls ein Problem, da das Fahren mit den Booten zunehmend schwieriger werden würde.

Christoph Wittler hat für all diese Sorgen Verständnis. Doch der Stadt sind die Hände gebunden, denn das Elsewehr ist im Privatbesitz. „Die Zuständigkeit für die Unterhaltung und Reparatur liegt beim Eigentümer“, so der Mitarbeiter der Kommunalbetriebe. „Da können wir uns auf den Kopf stellen, aber unser Einfluss bleibt gering.“ Der Stadt ist zwar daran gelegen, das zu ändern, aber Versuche, das notwendige Zutrittsrecht zu erwerben sind gescheitert, bedauert Wittler. Nach längeren Verhandlungen mit der Eigentümerin des Wehres sei die ältere Dame nicht bereit gewesen, das Wasserrecht und die Flächen rund um die Else zu veräußern. „Es kamen neue Forderungen, die für die Stadt nicht erfüllbar waren“, sagt Wittler.

So ändert sich vorläufig nichts, und das Wasser stürzt weiterhin durch die undichten Stellen in die Tiefe, während auf der anderen Seite der Pegel sinkt. Inzwischen plätschert sogar ein kleiner Bach neben dem Wehr entlang, wo sich das Wasser den Weg durch einen weiteren großen Spalt gesucht hat. „So kann das nicht weitergehen“, findet Schmengler, der an die Eigentümerin appelliert, etwas zu unternehmen.

Karl-Walter Decius hat derweil im Namen der Anlieger einen Brief beziehungsweise eine Stellungnahme an das Landesministerium für Umwelt und Naturschutz in Düsseldorf geschrieben, in dem er das Problem, sein Anliegen und die Ideen der Bürger schildert. Eine Antwort steht noch aus.

(Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Dienstag 28. Juli 2009)

Ruhestätte mitten im Wald

Rüterfriedhof erinnert an bedeutende Südlengeraner Bauern- und Kaufmannsfamilie

Bericht der NW Bünde am 23.7.08 von Karl-Hendrik Tittel (Text und Fotos)

Aufmerksame Wanderer finden im Ravensberger Hügelland gelegentlich kleine Begräbnisstätten, die sich weit jeder Siedlung befinden. Auf der deutschen Grundkarte sind diese Stätten mit der Abkürzung „Erbbgr.“, also Erbbegräbnis verzeichnet. In Südlengern sind drei dieser Ruhestätten zu finden, das wohl bekannteste ist das Grab der Familie Rüter im Waldstück „Rüters Fichten“ am Reesberg.


Rütersfriedhof

Die Familie Rüter betrieb einst in Südlengern eine ausgedehnte Landwirtschaft mit Jagd und übte zudem im großen Umfang Handel mit Korn, Flachs, Garn und Leinwand aus. Auch ein Geschäft mit eigener Bäckerei, amtlichem Salzverkauf und Brandweinausschank gehörte dazu. Die Familiengeschichte spiegelt in anschaulicher Weise die wirtschaftliche Not der Menschen des 19. Jahrhunderts in dieser Region, die in erster Linie durch die Einführung der Spinn- und Webmaschinen verursacht wurde, wider.

1846 resultierte aus einer Missernte in Südlengern eine große Hungersnot, unter der Mensch und Vieh gleichermaßen zu leiden hatten. Der Familie Rüter war es gelungen, reichlich Getreide aufzukaufen, so dass der Backbetrieb bis zum Mai 1847 aufrechterhalten werden konnte.

Katze

Den Hungernden zuliebe verkauften sie das Brot zu bisherigen Preisen und die täglichen, langen Käuferschlangen bestanden nicht nur aus Einheimischen. Selbst als die Mehlvorräte schließlich zur Neige gingen und die Bäckerei geschlossen werden musste, ließ die Familie zweimal wöchentlich 60 Kinder aus Südlengern zum Rüterhaus an der Elsebrücke kommen, wo ihnen ein Mittagessen gegeben wurde. Da die wirtschaftliche Existenz auf Dauer nicht gesichert schien, siedelte die Familie Rüter 1885 nach Nordamerika über, auf eine Farm in Oregon.

Bereits der Vater des wohlhabenden Bauern und Kaufmanns Fritz Rüter (1797 – 1876) erwarb sich das Recht auf die Anlage eines Erbbegräbnisses. Im Gegensatz zu anderen Familiengräbern in der Region, beispielsweise bei Gut Böckel in Bieren, gehören der kleine Friedhof und die umgebende Waldfläche der Gemeinde Kirchlengern. Am 30. August 1913 legitimierte Adolf Rüter, inzwischen amerikanischer Staatsbürger, die Schenkung, mit der gleichzeitig ein acht Hektar großes Waldstück („Rüters Fichten“) verbunden war, mit einer Urkunde.

Auf der Gegenseite musste sich die damalige Gemeinde Südlengern verpflichten, das Grab in einem guten Zustand zu erhalten. Um den Friedhof herum sollte immer soviel Platz bleiben, dass „derselbe stets von einem Ring Tannen eingeschlossen bleiben kann.“ Nach dem Tod von Elisabeth Rüter am 3. Oktober 1963 wurde die letzte Beisetzung am Rüterschen Erbbegräbnis durchgeführt. Auf dem Gelände steht eine winzige Kapelle, in der der vormals auch ein Harmonium gestanden hat. Wie viele andere Erbbegräbnisse auch, stellt das Rütergrab mit seiner zumeist exotischen Bepflanzung einen Kontrast zu der umgebenden Waldlandschaft dar. Leider hat der Orkan Kyrill auch an dieser Stelle deutliche Spuren hinterlassen, mit starken Schäden an Umzäunung, Mauer und Bepflanzung.

Heimat- und Naturpfleger wie Klaus Nottmeyer-Linden, Leiter der Biologischen Station Ravensberg, hoffen, dass „sich die Gemeinde an ihre Verpflichtungen erinnert und für die Behebung der Schäden sorgt“.

(Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Mittwoch 23. Juli 2008)

Nur 1 b-Lösung für die Else

Erwerb des Wasserrechtes an der Elsemühle gescheitert
Statt Altarm wird nun ein Bypass angelegt

Bericht der NW Bünde am 19.7.08 von Dieter Schnase (Text) u. Patrick Menzel (Foto)

Das Konzept war gut durchdacht: Am Wehr der Elsemühle in Südlengern wollte die Stadt den Hauptteil des Flusses unterhalb des Semmelweges ins alte Bett umleiten. So wäre die Natur wieder mehr zu ihrem Recht gekommen – auch der Hochwasserschutz hätte verbessert werden können. Doch es kam anders. „Der Erwerb des Wasserrechts ist gescheitert“, bedauert Christoph Wittler, Fachmann für Gewässerfragen im Bünder Rathaus.

Nach längeren Verhandlungen mit der Eigentümerin des Wehres sei die ältere Dame nicht mehr bereit gewesen, das Wasserrecht und die Flächen rund um die Else zu veräußern. „Es kamen neue Forderungen, die für die Stadt nicht erfüllbar waren“, sagt Wittler. Damit ist auch das Konzept, wonach die Else auf einen Abschnitt ihren ursprünglichen Verlauf annehmen und durch das Wehr nur noch eine geringe Menge Wasser fließen sollte vom Tisch. „Wir sind allerdings immer noch interessiert“, räumte Christoph Wittler im Gespräch mit der NW ein.

Konzept geändert: Das Wehr der Elsemühle (Foto) bleibt in Privatbesitz. Gleichwohl soll ein kleinerer Teil der Else umgeleitet und unter den Semmelweg verlegt werden (Grafik).

Die in Eigenregie der Stadt geplante Gewässermaßnahme war als Teilausgleich für das neue Industriegebiet in Spradow gedacht. „Wir werden jetzt statt der 1 a-Lösung eine 1 b-Lösung verwirklichen“, kündigte Wittler an. Die sieht so aus, dass ab dem Elsewehr ein langgestreckter Bypass unter dem Semmelweg verlegt wird – ebenfalls dort, wo die Else einst floss. Doch darf nur eine kleinere Wassermenge abgezweigt werden, während der Hauptarm des Flusses sich weiter über dem Wehr ergießen wird. Am alten Arm könnte die geplante Fahrradbrücke etwas kleiner ausfallen.

Gleichwohl sind nach Worten des Gewässerfachmanns auch bei der abgespeckten Variante umfangreiche Arbeiten erforderlich. Und der Effekt, die Else an dieser Stelle für Fische und andere Organismen durchlässig zu machen, sei ebenfalls erreicht. Die Stadt hat bereits mit den Aufsichtsbehörden Kontakt aufgenommen. Die haben nach Auskunfts Wittlers signalisiert, dass die „1b-Lösung“ als Flächenausgleich akzeptiert würde. Um das alternative Konzept umsetzen zu können, sollen in der nächsten Woche noch letzte Grundstücksverhandlungen geführt werden.

Auch wenn das Wehr seines Wissens derzeit nicht zur Stromerzeugung genutzt werde, müsse die Eigentümerin es erhalten, machte Wittler deutlich. Und das Wasser dürfe sie natürlich nicht ablassen. Das hätte gravierende Folgen für den Verlauf des Flusses davor. Von der Umleitung erhoffte sich die Stadt Bünde auch, das Hochwasserproblem an der Else besser in den Griff zu bekommen. Derzeit drängen sich die Wassermassen noch vor dem Wehr der Elsemühle. Da nur ein kleiner Teil der Else umgelegt wird, dürfte sich daran auch in Zukunft nicht viel ändern.

(Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Samstag 19. Juli 2008)

Am Gantenkamp wird Gas gegeben

Biogas-Anlage soll in Kirchlengern im Sommer ans Netz

Bericht der NW Bünde am 7.6.08 von Patrick Menzel (Text und Fotos)

Kirchlengern. Von oben betrachtet erinnern sie an gigantische Iglus aus Beton und Stahl – die Behälter von Biogasanlagen. Sie dienen zur Erzeugung von Strom, Wärme und Dünger aus Biomasse. Die bisher größte im Kreis Herford wird noch in diesem Sommer in Kirchlengern ans Netz gehen. Das Energieunternehmen Eon Westfalen-Weser baut am Gantenkamp ein fünf Millionen Euro teures Megawatt-Biokraftwerk. Ein Jahr nach dem ersten Spatenstich nimmt die Anlage langsam Fahrt auf.


Biogasanlage

„Jetzt geben wir richtig Gas“, vermeldete Dr. Christoph Kotzerke gestern im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Und dies war durchaus wörtlich zu verstehen: „Im Moment befindet sich die Anlage im Probebetrieb. Das Aggregat liefert zwar bereits den ersten Strom, läuft allerdings noch nicht mit voller Leistung“, erklärte der Geschäftsführer der E.ON Westfalen Weser Energie-Service GmbH und sprach dabei von „Betriebsoptimierung“. Hier und da müssten noch ein paar Kinderkrankheiten behoben werden, sagte Kotzerke, aber das sei ganz normal. Eine dieser Kinderkrankheiten ist die Förderschnecke, mit der die Silage transportiert wird. „An dieser Stelle der Anlage tritt manchmal ein unangenehmer Geruch aus“, räumte Dr. Kotzerke ein. Doch der Energieversorger hat bereits reagiert und will der Förderschnecke eine Einhausung gönnen. Ende August soll das Bio-Kraftwerk, das unter anderem aus einem sechs Meter hohen und 22 Meter langen Nachgärer sowie einem drei Meter hohen und 30 Meter langen Hauptfermenter besteht, dann mit voller Leistung ans Netz gehen und jährlich rund acht Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Gefüttert wird die Anlage mit rund 17.000 Tonnen Mais und 750 Tonnen Getreide im Jahr. Den Rohstoff bekommt der Energieversorger von 30 Landwirten aus der Region. „So schließt sich der Kreis – die Landwirte liefern den Mais, den die Biogasanlage durch Vergärung in Energie verwandelt“, beschrieb Dr. Christoph Kotzerke das Procedere. Das vergorene Substrat, das für die Landwirtschaft wichtige Nährwerte wie Mineralien und Stickstoff enthält, gehe dann zurück an die Bauern. „Eine gute Sache“, kommentierte Kreislandwirt Werner Seeger dieses Verfahren, „und für die Landwirte, die wie am Beispiel der Anlage in Südlengern einen Jahresvertrag mit einem Großversorger abgeschlossen haben, ein durchaus lukratives Geschäft.“

Methan aus Mais. Die meisten Biogasanlagen werden mit nachwachsenden Rohstoffen betrieben. Nachwachsende Rohstoffe, kurz „Nawaro“, sind Pflanzen wie Mais oder unreif geerntetes Getreide, die ähnlich wie Sauerkraut durch Milchsäurebakterien haltbar gemacht werden. Die konservierten Pflanzen sind das Futter für die Methangas produzierenden Bakterien. Je mehr Futter die einzelligen Energieproduzenten täglich erhalten, desto mehr Gas wird von ihnen produziert. Das Gas wird gereinigt und in einem umgerüsteten Motor eingespeist. Der Motor treibt einen Stromgenerator an, der rund ein Drittel Energie ins Netz einspeist. Rund zwei Drittel der Energie aus dem Gas werden vom Motor als Wärme freigesetzt und gespeichert. Zunächst soll die produzierte Wärme der Kirchlengerner Anlage allerdings ausschließlich auf dem Eon-Kraftwerksgelände genutzt werden.

(Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Samstag 7. Juni 2008)

Den Maibaum 2008 in Präzisionsarbeit aufgerichtet!

Der „Neue“ wurde in Südlengern herzlich willkommen geheißen

Nach dem ungewohnt frühen Osterfest bot 2008 eine weitere Besonderheit: der 1. Mai fiel mit dem Feiertag Christi Himmelfahrt zusammen!


Deshalb begann das 6. Maibaumfest um 10.00 Uhr mit einem feierlichen Gottesdienst in der Lutherkirche. Ab 11 Uhr setzte das gesellige Treiben auf dem Festplatz am Schimmelkamp ein. Die Kinder der Grundschule Südlengern und der CVJM-Posaunenchor bestimmten das Programm, bevor gegen 12 Uhr der nagelneue Maibaum vom Hof Bunk geholt und aufgestellt wurde. Geschmückt worden war er wieder vom Gartenbauverein Südlengern und den Kindern des AWO-Kindergartens. Die kräftigen Jungs der Feuerwehr hatten prima gefrühstückt, denn beim Aufrichten des Maibaums ging in diesem Jahr alles glatt. Ein Seilzug sorgte für zusätzliche Sicherheit.

Maibaumfest 2008 Vorbereitung

Auch das Spielmobil war wieder dabei und bot viel Spaß für die kleineren Gäste. Die Großen durften klönen, schauen und staunen. Für Essen und Trinken war reichlich gesorgt: mit deftiger Hausmannskost, Würstchen vom Grill und gut gekühlte Getränken. Neu war die Kaffeetafel, die begeistert angenommen wurde.

Foto links (von Burkhard Scheiding): Der neue Maibaum, im Wiehen geschlagen, wird auf seine neue Aufgabe in Südlengern vorbereitet.

„Südlengern aktiv“ erlebte zusammen mit den anderen Vereinen aus Südlengern, die das Fest gestalteten, einen Super-Tag mit viel Sonnenschein. Darauf hatte man laut Wetterbericht nicht vertrauen dürfen, doch es gab nur hin und wieder ein paar Regentropfen, die der guten Laune auf dem Festplatz keinen Abbruch taten.

Gelernt, wo die Schokolade wächst

Ergebnisse der Projektwoche an der Grundschule Südlengerheide

Bericht der NW Bünde am 19.4.2008 von Karl-Hendrik Tittel (Text und Foto)

Viele Dutzend Augenpaare beobachten jede Handbewegung von Dennis Rohrbach. Mit einer Tüte Backpulver im Anschlag wartet der Grundschüler auf den richtigen Moment, schüttet den weißen Inhalt mit Schwung in das Modell eines Vulkans und erfreut sich, wie die vielen Zuschauer, über den schaumigen „Ausbruch“.


Nicht nur tolle Experimente hatten die Mädchen und Jungen der Grundschule Südlengerheide zusammen mit allen Lehrern im Zuge der Projektwoche auf die Beine gestellt. Zahlreiche stolze Eltern konnten sich gestern bei der Präsentation ein genaues Bild davon machen, was der Nachwuchs so alles auf die Beine gestellt hatte. Die Projektwoche findet alle vier Jahre, im Wechsel mit dem Schulfest statt.

Und auch die jüngste Auflage bestach durch breit gefächerte Projekte, wie immer ohne ein festgelegtes Motto. „Jeder im Kollegium sucht sich selbstständig ein Projekt aus, so ist zum einen eine attraktive Vielfalt und zum anderen ein hohes Maß an Eigenkreativität gewährleistet“, sagt Schulleiter Karl Tittel. Auch diesmal habe die Mischung aus musischen, kreativen, sportlichen und informativen Angeboten gestimmt und die Kreativität der Kinder gefördert, so Tittel.

Kein Wunder mag man denken, bei der Auswahl an interessanten Angeboten. Bei „Was der Wind bewegt“ lernten die Teilnehmer viel über das luftige Element, mit der Feuerwehr wurde ein kleines Bilderbuch erstellt, selbst gemachte Klanghölzer, Rasseln oder Bongos machten ordentlich Rabbatz, mit Kartoffeln konnte nicht nur gedruckt werden und dass in „Brasilien die Schokolade wächst“, wissen die Kinder jetzt auch.

„Ich weiß jetzt viel mehr über gesunde Ernährung“, so Lea Boemke, die beim Projekt „Fit und gesund, statt müde und rund“ nicht nur leckere Gemüsesuppen kochte.

(Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Samstag 19. April 2008)

Wo der Lärm die Grenzen überschreitet

Umgebungslärm-Richtlinie der EU vorgestellt / Karten im Internet einsehbar

Bericht der NW Bünde am 12.4.2008 von Dieter Schnase (Foto: Patrick Menzel)

Lärm ist eines der größten Umweltprobleme. Wie es vor ihrer eigenen Haustür aussieht, können Bürgerinnen und Bürger ab sofort im Internet erfahren. Umweltminister Eckhard Uhlenberg hat in dieser Woche landesweite Lärmkarten für besonders verkehrsreiche Straßen vorgestellt – was für die Gemeinde Kirchlengern interessant ist, stellte Wirtschaftsförderer Karl-Heinz Saße dem Planungsausschuss vor.


Lärmkarte

Zu den Lärmkarten gelangt man über das Portal www.umgebungslaerm.nrw.de und den Link Lärmkarten NRW mit den einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten. Die Karten bilden nach Auskunft des Ministeriums für Umwelt- und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz für die Kommunen eine wichtige Grundlage, um Lärmprobleme bei kommunalen Planungen zu berücksichtigen.

Die Umsetzung der EG-Umgebungslärm-Richtlinie startete in NRW in der ersten Stufe mit der Kartierung der zwölf Ballungsräume, zu denen auch die Stadt Bielefeld gehört. Die Gemeinde Kirchlengern gehört zwar nicht hierzu, gleichwohl gibt es einige neuralgische Punkte. Die Autobahn 30, die die Gemeinde vor allem im Bereich Südlengern quert, stellt dabei die größte Lärmquelle dar. Aber auch die Bundesstraße 239n (Ostring) weist eine starke Verkehrsbelastung auf, ebenso die Bünder Straße von Südlengern nach Hiddenhausen.

In unterschiedlichen Farben sind die Belastungen dargestellt. „Die Richtlinie will aufzeigen, wo gesundes Wohnen möglich ist und wo es bedenklich ist“, so Saße. Die Zumutbarkeitsschwelle liege dabei bei 70 dB(A) tagsüber und 60 dB(A) in den Nachtstunden.

„In Deutschland fühlen sich mehr als 60 Prozent der Bevölkerung durch Straßenlärm bestästigt. Über 15 Prozent sind gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt, die mit Lärm verbunden sind“, teilt das Ministerium hierzu mit. Mit Hilfe der europäischen Richtlinie zum Umweltlärm will das Land die Belastungen für die Bürger deutlich mindern.

Oh wie laut

Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz unterstützt die Kommunen, indem es die Daten für die Lärmberechnung bereitstellt und die Lärmkartierung für die kleinen Städte und Gemeinden außerhalb der Ballungsräume vollständig übernommen hat. In den Lärm-Aktionsplänen müssen die Kommunen bis Mitte 2008 darlegen, was gegen die Lärmbelastungen unternommen werden soll.

„Für die A 30 ist aber nicht die Gemeinde zuständig“, so Saße. Noch fehlen auch die Ausführungs-Richtlinien für die Umgebungslärm-Richtlinie. Deshalb kann Karl-Heinz Saße auch noch nicht die Frage beantworten, was über die bereits erfolgten Lärmschutzmaßnahmen hinaus alles möglich ist.

Für die Bahnstrecken sollen ebenfalls solche Karten erstellt werden. Kirchlengerns Wirtschaftsförderer geht davon aus, dass die Berechnungen hierfür Ende April vorliegen werden. Die durch die Gemeinde führenden Linien Bielefeld/Rahden und Osnabrück/Bielefeld dürften die Grenze von 60.000 Zügen jährlich überschreiten.

(Neue Westfälische Bünder Tageblatt, Samstag 12. April 2008)